Reportagen

Fotoreportage: Syrian Boeing 747SP auf dem Flughafen Wien

Nahaufnahme vom Bug der YK-AHB - alle Fotos: Austrian Wings Media Crew (die Aufnahmen sind urheberrechtlich geschützt; jede unautorisierte Verwendung wird rechtlich geahndet)

Vor einem halben Jahrhundert, im Sommer 1974, bestellte Syrian Air zwei Boeing 747SP. Im Juli 2006 besuchte einer dieser damals schon ausgesprochen seltenen Jumbos den Flughafen Wien. Ein späterer Austrian Wings Fotograf war dabei. Wir zeigen seine Fotos und erzählen die Geschichte der beiden speziellen Jumbos von Syrian Air.

Am 6. Dezember 1974 bestellte Syrian Arab Airlines, später als Syriana, Syrian Air oder kurz Syrian bekannt, beim US-amerikanischen Flugzeughersteller zwei Boeing 747SP. Der Customer Code von Syrian war "94", also erhielten die Maschinen die Typenbezeichnung 747SP-94.

Als erstes Flugzeug wurde die YK-AHA am 21. Mai 1976 ausgeliefert und erhielt den Namen "November 16". Die zweite Maschine trug die Kennung YK-AHB und absolvierte am 1. Juli 1976 ihren Jungfernflug. Ausgestattet mit 15 First Class und 308 Economy Class Sitzen, wurde der Vierstrahler am 16. Juni 1976 von Syrian Air übernommen und auf den Namen "Arab Solidarity" getauft.

Obwohl die mit vier Pratt & Whitney JT9D-7A Turbinen ausgestatteten Maschinen eigentlich für Ultralangstrecken konzipiert waren, nutzte Syrian seine beiden 747SP ungewöhnlicherweise primär im Mittelstreckenbereich. Frankfurt, Manchester, Sharjah, Moskau, München, Delhi, London, Marseille, Madrid, Amsterdam oder Kopenhagen waren die Ziele, die Syrian mit den beiden 747SP von Damaskus aus regulär ansteuerte. Um 2002/2003 erhielten die beiden Flugzeuge die neue und bis heute verwendete Bemalung von Syrian.

Mitte der 2000er Jahre war die 747SP (insgesamt wurden nur 45 Exemplare dieser 747-Variante gebaut) generell weltweit bereits ein "seltener Vorgel". Syrian Air und Iran Air zählten zu den letzten Betreibern weltweit, die dieses Muster überhaupt noch im regulären Passagierverkehr einsetzten. Entsprechend begehrte Fotoobjekte waren die YK-AHA und YK-AHB bei Spottern weltweit, denn das Ende ihres Einsatzes zeichnete sich ab. Am 15. Juli 2006 kam einer der beiden syrischen Jumbos, die YK-AHB, bei strahlendem Sonnenschein auf dem Kurs von Damaskus nach Wien - anstelle des regulären A320 - zum Einsatz. Der Jumbo hatte zu diesem Zeitpunkt immerhin schon ziemlich genau 30 Jahre auf dem Buckel. Fotos von diesem Besuch sind im Internet allerdings so gut wie keine zu finden. Der Grund dafür liegt auf der Hand.

Spotten vor fast 20 Jahren
"Flightradar24" war noch nicht in Betrieb, auch Smartphones kaum verbreitet und selbst Facebook steckte noch in den Kinderschuhen. Die Information über derartige "Specials" wurde daher in erster Linie über persönliche Kontakte weitergegeben und so wussten damals - anders als das heute der Fall wäre - nur einige wenige gut vernetzte Fotografen vom Besuch der syrischen 747SP und die Zahl der Spotter, die sich am frühen Morgen auf dem Flughafen Wien einfanden, war folglich überschaubar. Zudem fotografierten in jenen Tagen zahlreiche Spotter noch immer analog.

Dazu kam: Das seit Jahrzehnten unter lokalen Spottern berüchtigte Wiener "Pistenroulette" (nicht nachvollziehbare, scheinbar willkürliche Änderung der Pistenrichtung durch die Fluglotsen, tlw. mehrmals am Tag, bei gleichbleibenden Windbedingungen) lief freilich auch an diesem Tag auf Hochtouren.

Ursprünglich fanden alle Landungen auf Piste 29 statt, wo auch "unser" Fotograf stand. Doch die 747SP der Syrian Air war ("Murphys law") natürlich die erste Maschine, die auf 34 landete. Der Start erfolgte dann "regulär" auf der Piste 29, wobei das Fahrwerk nach dem Start außergewöhnlich lange ausgefahren blieb. Der Grund dafür war unklar.

Es war dies nach unserem Kenntnisstand der letzte Besuch einer 747SP von Syrian in Österreich, denn nur rund ein Jahr später, 2007, legte die Fluggesellschaft zunächst die YK-AHA still. Im April 2008 wurde auch die YK-AHB außer Dienst gestellt. Es fehlte an Ersatzteilen, doch Syrian Air wollte die beiden Oldies später dennoch reaktivieren. 2010 genehmigten die US-Regierung schließlich den dafür erforderlichen Export von Ersatzteilen für die notwendigen Wartungsarbeiten an den beiden 747SP.

Im April 2011 wurden sowohl die YK-AHA als auch die YK-AHB von Damaskus nach Riad überstellt und die Arbeiten begannen mit einem D-Check. Doch im Mai des gleichen Jahres widerrief die US-Regierung ihre Genehmigung zum Export von Ersatzteilen angesichts des syrischen Bürgerkrieges.

Jumbos verrotten unter freiem Himmel
Die zwei Boeing 747SP von Syrian wurden im Außenbereich des Flughafens abgestellt, ausgeschlachtet und verrotten dort seither. Die letzten bekannten Fotos im Internet stammen etwa aus 2014 und zeigen die Flugzeuge in einem sprichwörtlich schrottreifen Zustand. Sie werden nie wieder abheben. Manche Quellen sprechen davon, dass die beiden Jumbos "verschrottet" worden seien, doch das dürfte nicht zutreffend sein. Denn mit Stand 16. Januar 2024 waren die zwei abgestellten 747SP von Syrian Air auf Google Maps klar erkennbar - neben einer größeren 747-100/200, einer Boeing 707 und einer BAC 1-11.

Fotoimpressionen vom Wien-Besuch der YK-AHB am 15. Juli 2006

Statt auf der Piste 29 (wie die übrigen Maschinen davor) landete die YK-AHB auf der Piste 34.
Man beachte die rollende Fokker der AUA (Tyrolean Airways) im Hintergrund.
Die syrische 747SP auf dem Weg zu ihrer Parkposition. Im Hintergrund eine Boeing 737 der AUA (Lauda Air) und eine Dash 8 der AUA (Tyrolean Airways).
Take off auf der Piste 29.
Aus unbekannten Gründen fuhren die Piloten das Fahrwerk ungewöhnlich lange nicht ein.

(red CvD)