International

aktualisiert

Fume Event auf AUA A320

Die in den Vorfall betroffene OE-LBK auf dem Flughafen Wien, Symbolbild - Foto: www.der-rasende-reporter.info

Der Geruch "alter Socken" trat auf einem AUA-Flug auf. Ein Indiz dafür, dass möglicherweise hochtoxisches Rückstände von Triebwerksöl mit dem darin enthaltenen Nervengift TCP in die Kabinenluft gelangt sein könnten. Wie die AUA nach einer Austrian Wings Anfrage in einem Statement am 3. Jänner 2024 betonte, hätten Untersuchungen der Experten der AUA-Technik allerdings keinen Hinweis auf eine Kontamination der Kabinenluft mit Ölrückständen ergeben.

Als Flug OS 9506 befand sich der Airbus A320, OE-LBK, der AUA am 23. Dezember auf dem Weg von Teneriffa (TFS) nach Wien (VIE), als sich der Zwischenfall ereignete.

Bereits am Boden trat in der Kabine nach dem Aktivieren der Hilfsturbine "APU" ein "Geruch von alten Socken" in der Kabine auf. Dieser Geruch ist typisch dafür, dass Rückstände von Triebwerksöl in die Kabine gelangt sind. Diese Triebwerksöldämpfe gelten als hochtoxisch und sind nach Ansicht von Betroffenen und manchen Experten für das Aerotoxische Syndrom verantwortlich, aus dem auch dauerhafte gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod resultieren können.

Laut einem Bericht des "Aviation Herald" deaktivierten die Piloten das Zapfluftsystem Nummer 2 (Bleed Air), woraufhin der Geruch verschwand.

Techniker gaben die Maschine daraufhin zum Flug nach Wien ohne Verwendung des Zapfluftsystems Nummer 2 frei.

Doch rund 30 Minuten nach dem Start trat der gleiche Geruch sowohl laut Austrian Wings vorliegenden Passagierberichten als auch laut dem Bericht des "Aviation Herald" erneut auf.

Die AUA selbst stellte auf Anfrage in Abrede, dass es einen zweiten Vorfall während des Fluges gegeben habe. Eine Sprecherin gegenüber Austrian Wings: "Ein weiteres Auftreten des Geruchs während des Fluges können wir nicht bestätigen."

Obwohl der beschriebene Geruch nach "alten Socken" typisch für ein Fume Event mit Triebwerksöl ist, erfolgte laut AUA in diesem Fall keine Kontamination der Kabinenluft mit dem hochtoxischen Stoff.

"Nein, die Ursache für das Fume Event war keine Verunreinigung der Kabinenluft mit Ölrückständen", erklärte eine Sprecherin auf die direkte Frage der Austrian Wings Redaktion.

"Als Grund für das Geruchsevent identifizierte die Austrian Technik bei Überprüfung der OE-LBK einen verlegte Leitung bei der Wassereinspritzung des Klimatisierungssystems.Vorhergehende Smoke/Smell Events auf der OE-LBK sind auf voneinander unabhängige Ursachen zurückzuführen. Im Zuge der Ursachenbehebung  wurden als Vorsichtsmaßnahmen dabei u.a. auch schon APU und Engine gewechselt. Grundsätzlich gilt, dass bei Geruchsevents immer eine Messung mittels Aerotracer durchgeführt wird, um gegebenenfalls Öl-Rückstände in der Luft festzustellen."
Eine AUA-Sprecherin

Das Klimatisierungssystem sei durch  "Schmutz/Staub bzw. anderen Rückstände, die sich über Zeit ansetzen können" verlegt gewesen. Diese Rückstände hätten zu dem Fume Event geführt.

Die Experten der AUA-Technik, die auf einem ausgesprochen hohen Standard arbeiten, hätten sogar das Messgerät "Aerotracer" eingesetzt, das in der Lage ist, Ölrückstände zu detektieren. Es seien keine gefunden worden.

"Bei dem Geruchsevent am 23. Dezember bestand zu keiner Zeit Gefahr für Mensch oder Maschine. Die Sicherheit unserer Crews und Fluggäste steht bei uns immer an oberster Stelle."
Die AUA-Sprecherin gegenüber "Austrian Wings"

Etliche Fume Events auf dem betroffenen Flugzeug
Das betroffene Flugzeug, die OE-LBK, hatte schon öfter technische Probleme mit potentiell gefährlichen Fume events. Wie von Austrian Wings berichtet, traten im Herbst zwei Fume events innerhalb eines Monats auf der OE-LBK auf.

Hintergrund
Wenn Triebwerksöl(dämpfe) wegen defekter Dichtungen in den Triebwerken oder der Hilfsturbine (APU) in die Kabinenluft gelangt, kann das für Passagiere und Besatzung teils lebensbedrohliche Auswirkungen haben. Denn Triebwerksöl enthält hochtoxische Stoffe, die keinesfalls eingeatmet werden sollten. Das mögliche Krankheitsbild - es reicht von neurologischen Störungen bis hin zu einer möglicherweise tödlichen Vergiftung des Körpers - wird als "Aerotoxisches Syndrom" bezeichnet. 2016 wurde der Fall mehrere Condor-Flugbegleiter bekannt, die als "menschliche Versuchskaninchen" missbraucht wurden und dies tlw. mit schweren gesundheitlichen Schäden bezahlten. Wie die "Ärztezeitung" vor einigen Jahren in einem Beitrag schrieb, ist das Problem seit den 1950er Jahren bekannt. Trotzdem setzen die Flugzeughersteller seit Jahrzehnten weiterhin auf das Prinzip "Zapfluft von den Triebwerken", um die Kabine mit Frischluft zu versorgen. Eine Ausnahme bildet lediglich die Boeing 787, die eine andere Technik nutzt. Seitens der Airlines und der Industrie wird das Problem der kontaminierten Kabinenluft seit Jahrzehnten verleugnet oder kleingeredet, wie Austrian Wings schon im Jahr 2010 in der Punktlandung "TCP - die unsichtbare Gefahr an Bord" beleuchtete.

(red)