K slovenskej verzii
Hintergrund / Geschichtliches
Kulturell und historisch gesehen sind die Slowakei und Österreich nicht nur Nachbarn, sondern es verbindet die beiden Staaten auch eine lange gemeinsame Geschichte. Bis 1918 gehörte das heutige Staatsgebiet der Slowakei zur ungarischen Reichshälfte der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie, ab 1918 war die Slowakei Teil des neu gegründeten Staates Tschechoslowakei. 1993 teilte sich die Tschechoslowakei dann friedlich in die beiden Länder Tschechien und Slowakei. Denn obwohl sich Tschechen und Slowaken kulturell ähnlich sind, unterscheiden sie sich doch in einigen Punkten, darunter auch in der Sprache. In vielen Punkten gibt es bedeutende Unterschiede zwischen dem Tschechischen und dem Slowakischen. Die Hauptstadt der Slowakei wurde Bratislava, auf Deutsch Pressburg, auf Ungarisch (es lebt dort eine bedeutende ungarische Minderheit) Pozsony. Tschechien und die Slowakei pflegen auch 31 Jahre nach der Trennung enge kulturelle und wirtschaftliche sowie freundschaftliche Beziehungen zueinander. Beide Länder sind Mitglied des westeuropäischen Verteidigungsbündnisses NATO.
Heute verfügt die Slowakei über 8 internationale Flughäfen, wobei von/nach 3 davon Linienverbindungen angeboten werden. Der größte und wichtigste Flughafen liegt in der Hauptstadt Pressburg/Bratislava (BTS) und ist seit dem Jahr 1993 nach Milan Rastislav Štefánik benannt. Štefánik (1880-1919) war ein slowakischer Politiker, Astronom, Diplomat, Offizier, Militärpilot in französischen Diensten, General, sowie Gründer der Tschechoslowakischen Legionen im Ersten Weltkrieg. Neben Tomáš Garrigue Masaryk (möglicherweise ein unehelicher Sohn von Kaiser Franz Joseph) und Edvard Beneš (der für die Vertreibung von rund 3 Millionen Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei ab 1945 verantwortlich war) gilt Štefánik als einer der drei Gründerväter der Tschechoslowakei.
Der Flughafen von Pressburg/Bratislava
Der "Letisko Bratislava M. R. Štefánika", wie der Flughafen im offiziellen slowakischen Sprachgebrauch heißt, liegt etwa 9 Kilometer nordöstlich der Stadt, Erbaut wurde der Airport von 1947 bis 1951. Er verfügt über zwei Pisten, die in den 1980er Jahren verlängert wurden. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Terminalbereich wiederholt umgebaut beziehungsweise umfassend modernisiert. Wer den Flughafen heute besucht, findet einen modernen internationalen Flughafen vor. In den vergangenen Jahrzehnten gab es zahlreiche Versuche, einen slowakischen Flagcarrier mit Homebase BTS zu etablieren (zB Air Slovakia, Slovak Air), doch sie alle sind gescheitert, sodass die Slowakei leider über keine "eigene" Fluggesellschaft verfügt. Das bedeutet aber nicht, dass das Land nicht an das internationale Streckennetz angeschlossen wäre, im Gegenteil.
Aktuell bieten Ryanair, Wizz Air, Air Cairo, Aegean Airlines, Smartwings, Air Montenegro und Tuss Air regelmäßige Linienverbindungen von/nach Pressburg/Bratislava an. Dazu kommen saisonale Charterflüge, darunter auch eine Langstreckenverbindung der World2Fly im Auftrag eines Reiseveranstalters. Insgesamt kommen zu den Linienzielen bis zu knapp 70 Charterdestinationen dazu.
"Jede einzelne Fluggesellschaft, die Bratislava anfliegt, ist bedeutsam für unser Land. Wir schätzen die Bemühungen unserer Partner", unterstreicht Sprecherin Veronika Tóthová gegenüber "Austrian Wings".
Ein weiterer wichtiger Partner am Flughafen der slowakischen Hauptstadt ist der österreichische Flagcarrier Austrian Airlines, genauer gesagt, dessen slowakische Tochter. Denn in Pressburg/Bratislava unterhält die österreichische Lufthansa Tochter mit der Austrian Technik Bratislava, kurz ATB, seit dem Jahr 2006 einen eigenen Technikbetrieb mit Hangars. Dort führt die AUA unter anderem C- und D-Checks für externe Kunden durch. Früher wurden hier auch die eigenen Fokker 70/100 und Q400 gewartet, mittlerweile betreuen die Techniker die AUA-Maschinen der Typen Embraer E195 sowie A320. Auch Lackierungsarbeiten für AUA-Maschinen werden hier durchgeführt. "Die ATB bietet für die Muster Q400, Bombardier BD-500 Serie, Airbus A220, Airbus A320, Fokker 70/100 und Embraer 170/190 am Standort Bratislava klassische Base Maintenance Leistungen an", erklärte AUA-Sprecherin Lara M. Petritsch gegenüber dem Autor.
"Die ATB ist ein bedeutender Kunde und auch wichtig für das Bildungswesen in Bratislava. Denn es gibt Kooperationen mit Schulen, wodurch junge Menschen die Möglichkeit haben, ein Praktikum bei der ATB zu absolvieren", betont Tóthová.
Wichtige Luftfracht
Auch das Cargo-Geschäft spielt am slowakischen Hauptstadtflughafen eine bedeutende Rolle. Der wichtigste Frachtpartner am Standort ist gegenwärtig die Euroepan Air Transport Leipzig Gmbh, im Außenauftritt besser bekannt als DHL, die eigene Frachtlager in Bratislava unterhält. Veronika Tóthová: "Das Unternehmen führt im Durchschnitt 8 Flüge pro Woche durch und ist damit für 95 Prozent des gesamten Luftfrachtumschlages verantwortlich." Dazu kommen auch Frachtcharterflüge.
"Der Frachtverkehr trägt somit wesentlich zum Gesamtumsatz am BTS bei", konstatiert Tóthová. Im vergangenen Jahr wurden am Flughafen Pressburg/Bratislava 26.386 Starts und Landungen gezählt und mehr als 1,8 Millionen Passagiere abgefertigt. Mit mehr als 500 Beschäftigten am Standort ist der BTS auch ein wichtiger Arbeitgeber im Großraum Bratislava.
Zukunftsaussichten
In der Wirtschaft gilt das Motto: "Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit", und so ist es nur logisch, dass man auch am slowakischen Hauptstadtflughafen schon heute eifrig an tragfähigen Zukunftskonzepten arbeitet. "Bratislava wird als europäische Metropole wahrgenommen. Mittelfristiges Ziel ist es daher, Bratislava mit anderen europäischen Metropolen zu verbinden, um damit für slowakische Passagiere optimale Anschlussverbindungen zu Langstreckendestinationen zu ermöglichen", präzisiert Tóthová. Da auch einige Linienflüge nur saisonal sind, ist es ein weiteres Ziel des Flughafenmanagements ganzjährige Linienverbindungen von/nach BTS zu etablieren. Die Abteilung "Aviation Business" steht unabhängig von konkreten Planungen ständig in Kontakt mit Luftfahrtunternehmen, um zusätzlichen Verkehr für BTS zu generieren. Vor allem in der Wintersaison gebe es noch ausreichen Potential. "Für heuer erwarten wir jedenfalls weiteres Wachstum", so Tóthová abschließend.
Weitere Fotoimpressionen
Text & Fotos: P. Huber