Österreich

Oberst Alfred "Django" Rupf: Sein letztes großes Interview

Über viele Jahrzehnte sorgte die kürzlich verstorbene Polizistenlegende Oberst Alfred "Django" Rupf am Flughafen Wien für Sicherheit. Sein vermutlich letztes großes Interview gab er Ende vergangenen Jahres zum Terroranschlag auf dem Flughafen Wien im Jahr 1985 für das Buch "Wie König Davids Söhne den Himmel eroberten - Von Sternstunden und Tragödien der israelischen Luftfahrt". Wir veröffentlichen das Interview mit Genehmigung des Buchautors auszugsweise.

Nicht nur aktuell in Gaza, sondern schon fast 40 Jahre zuvor sorgten judenhassende palästinensische Terroristen immer wieder für Tod, Leid und Verzweiflung. So auch am 27. Dezember 1985. Damals nämlich verübte ein arabisches Terrorkommando einen Anschlag auf den EL AL Schalter am Flughafen Wien. Dem österreichischen Journalisten und Buchautor Patrick Huber (PH) ("Menschen wie ,Django' gibt es heute kaum noch - er war ein Mann mit Handschlagqualität, eine aussterbende Spezies.") gab Oberst Alfred "Django" Rupf (AR) Ende vergangenen Jahres sein wahrscheinlich letztes großes Interview. Wir veröffentlichen es nachfolgend in stark gekürzter Form auszugsweise. Das vollständige Interview mit dieser Polizistenlegende finden Sie (neben vielen weiteren spannenden Themen) im Buch "Wie König Davids Söhne den Himmel eroberten - Von Sternstunden und Tragödien der israelischen Luftfahrt". Dem arabischen Terroranschlag am Flughafen Wien ist in dem Buch ein ganzes Kapitel gewidmet.

PH: „Herr Oberst Rupf, können uns kurz schildern, wie die allgemeine politische Lage und die Terrorgefahr Mitte der 1980er Jahre in Österreich war?“

AR: „Nun Österreich hatte sich als neutrales Land den Ruf eines internationalen Vermittlers erworben, der auch von den arabischen Staaten respektiert wurde. Das war nicht zuletzt ein Verdienst von Bruno Kreisky, der den Kontakt zur palästinensischen PLO gesucht hatte. Auch ich selbst hatte gute Verbindungen in viele politische Lager, sowohl nach Israel als auch in den arabischen Raum. Daher dachten wir eigentlich, dass wir vor dieser Art von Terror relativ sicher sein würden.“

PH: „Wie waren die Sicherheitsvorkehrungen bei den Flügen von El Al in Wien im Jahr 1985?“

AR: „El Al hatte ihr eigenes Sicherheitspersonal und natürlich waren auch immer bewaffnete Polizisten vor Ort, doch alles in allem war das Sicherheitskonzept aus meiner Sicht unzureichend.“

PH: „Können Sie das für die Leser konkretisieren, bitte?“

AR: „Die Lage der Check-In-Schalter war nicht ideal. Denn sie befanden sich in unmittelbarer Nähe der vom Untergeschoss ins Terminal führenden Treppe. Potentielle Attentäter konnten so ungesehen bis fast an die wartenden Passagiere herankommen ‒ wie es am 27. Dezember 1985 dann leider auch geschehen ist. Ich habe das schon Jahre zuvor bemängelt und Änderungen angeregt.“

PH: „Was haben Sie konkret vorgeschlagen?“

AR: „Ich habe mehrere Vorschläge unterbreitet. Die wichtigste Maßnahme wäre meiner Meinung nach die Verlegung der Check-In-Schalter in einen anderen Bereich des Terminals gewesen. Außerdem hatte ich die Idee, dass man den Check-In für El Al ja bei allen AUA-Schaltern machen könnte. Dann hätten Terroristen nicht gewusst, wo Israelis gerade einchecken. Das hätte einen Anschlag erschwert und das Risiko dafür reduziert. Eine andere Idee war, dass man El Al Passagiere, wie auf anderen Flughäfen üblich, überhaupt außerhalb des eigentlichen Terminals in einem eigenen Bereich eincheckt. Aber alle Verbesserungsvorschläge meinerseits wurden abgelehnt.“

PH: „Wie erlebten Sie den Tag des Anschlages?“

AR: „Ich befand mich nicht im Dienst, hatte aber angegeben, wo ich war und wie man mich dort erreichen konnte. Denn ich musste in meiner Funktion quasi 24/7 zur Verfügung stehen, auch wenn es damals noch keine Handys gab. Schon wenige Minuten nach der Schießerei erhielt ich einen Anruf und die Information was geschehen war. Das war natürlich ein Schock.“

PH: „Wie erlebten Sie die dortigen Abläufe beziehungsweise die Situation?“

AR: „Es fuhren zwar laufend Rettungsfahrzeuge vor, doch die nahmen dann sofort jene Patienten mit, die ihnen blutend aus dem Terminal entgegengelaufen kamen oder schon draußen warteten. Dadurch blieben aber mehrere Schwerverletzte IM Terminal leider vorerst unversorgt. Unter anderem hatte ich einen Beamten, der im Oberschenkel getroffen worden war. Das Blut spritzte ihm nur so aus der Arterie, eine wirklich schwere Verletzung. Aufgrund des Chaos’ dauerte es einige Zeit, bis er endlich im Spital war. Nachdem die Verletzten abtransportiert waren, begann die eigentliche Tatortarbeit.“

Wer mehr über das Leben des einzigartigen "Django" Rupf, der sogar in der Unterwelt eine besondere Form des Respekts genoss, erfahren möchte, dem sei das Buch "Sie nannten ihn Django. Fälle, Storys & Anekdoten aus den 15.695 Polizeitagen des Alfred Rupf." der Autorin Elisabeth Strunz wärmstens empfohlen.

(red GP)