Punktlandung

Flughafen Pecs: Comeback in den Flugplänen

Der Flughafen Pecs/Fünfkirchen - Foto: Mrszantogabor / CC BY-SA 3.0

Der Buchautor und Luftfahrtexperte Dieter J. F. Haselsteiner beleuchtet in seinem aktuellen Gastbeitrag die Bedeutung des Flughafens Pecs/Fünfkirchen in Ungarn, der vor einigen Jahren auch von der AUA angesteuert wurde.

Am 26. März 2024 kam der Flughafen Pecs (PEV) wieder auf die Landkarte der europäischen Flughäfen mit kommerziellen Linienflügen zurück. Der maltesische Regionalcarrier Universal Air (firmenrechtlich als „Universal Air Charter and Management Ltd.“ eingetragen) mit dem IATA-Code VO, begann mit seiner vor kurzem verlautbarten Streckenexpansion auf der Route von Malta nach Pecs. Die Flüge werden von einer hauseigenen Turbopropmaschine des Typs Bombardier Dash 8-400 bis zu dreimal wöchentlich durchgeführt. Die Kapazität der Maschine wird mit 78 Sitzplätzen ausgewiesen. Linienflüge werden nebst nach Malta auch nach München (MUC) und der griechischen Insel Korfu (CFU) im W-Pattern durchgeführt. Das heißt, alle Flugrouten von Malta führen vorerst nach Pecs, bevor es lokal nach München oder nach Korfu weitergeht, danach wieder nach Pecs geflogen wird, um von dort wieder den Heimflug zur Basis in Malta anzutreten. In den günstigsten One-Way Tarifen nach München (130 EUR) und Malta (150 EUR) sind Handgepäck (7kg) und aufgegebenes Gepäck (15kg) bereits inkludiert.

Erst seit September 2022 tritt die Airline unter der Marke Universal Air auf. Zuvor war sie seit der Gründung im Jahr 2015 als Air CM Global Ltd. unterwegs. Die aktive Flotte von Universal Air umfasst derzeit ausschließlich ein einziges Exemplar des bereits erwähnten Fluggeräts, zwei weitere sollen noch folgen. Die Ambitionen von Universal Air für den Start sind sehr hoch. Nebst den genannten Zielen ex Pecs sollen von Malta auch noch Athen (ATH), Korfu (CFU), Ibiza (IBZ) und Palermo (PMO) direkt angesteuert werden. Ziel ist es, ein Mittelklasseprodukt mit mehr Extras als bei typischen Low-Cost-Carriern anzubieten, jedoch mit günstigeren Tarifen als bei herkömmlichen Fluggesellschaften. Von Interline- oder Codeshareabkommen mit anderen Airlines ist bis dato nichts bekannt. Zusätzlich zu den Linienflügen betreibt Universal Air weiterhin auch Charterflüge.

Pecs/Fünfkirchen wird mit einer Q400 (Symbolbild) bedient - Foto: www.der-rasende-reporter.info

Der Flughafen Pecs Pogany verfügt über eine Single-Runway (16/34) mit den Ausmaßen von 1.500 x 30m. Diese Dimensionen ermöglichen es nur Regionalflugzeugen uneingeschränkt auf dem Flughafen zu operieren und schränken weitere Airlines als potentielle Kunden ein. Mit knapp 150.000 Einwohnern ist Pecs (zu Deutsch „Fünfkirchen“) die fünftgrößte Stadt in Ungarn. Laut Flughafenhomepage wird, abgestimmt auf die neuen Flüge der Universal Air, ein kostenloser Shuttleservice zum Stadtzentrum angeboten. Durch ihre unmittelbare Nähe zu Kroatien stellt der Flughafen Zagreb (ZAG) eine indirekte Konkurrenz dar (ca. 240 km bzw. 3h 15min mit dem Auto). Auch der kroatische Flughafen Osijek (OSI) befindet sich zwar in der Nähe (ca. 100 km bzw. 1h 15min mit dem Auto), verfügt aber über einen ähnlich übersichtlichen Flugplan wie Pecs. Da liegt es nahe, dass viele Flugreisende eher den heimischen Flughafen Budapest (BUD) bevorzugen. Er liegt nur 250 km bzw. 2h 15min mit dem Auto im Norden vom Flughafen Pecs entfernt.

Aus österreichischer Sicht wird man schmunzelnd zur Kenntnis nehmen, dass Universal Air nun den ehemaligen IATA-Code der heimischen Tyrolean Airways verwendet (VO). Dies ist umso amüsanter, als dass Tyrolean Airways im Auftrag von Austrian Airlines (OS) der letzte Carrier vor Ort am Flughafen Pecs war, der regelmäßige Linienflüge anbot. Im Sommerflugplan 2006 startete man damals eine viermal wöchentliche Anbindung an den heimischen Hub in Wien (VIE). Meist wurden dabei eine Bombardier Dash 8-300 auf der Route von Pecs nach Becs (Ungarisch für Wien) eingesetzt. Die Route lief wenig erfolgreich und wurde noch im gleichen Jahr wieder eingestellt.

Zusammenfassend kann man den Schritt von Universal Air Pecs anzufliegen durchaus als mutig bezeichnen. In Zeiten, in denen europäische Regionalfluglinien immer seltener werden, ist ein solcher Schritt als Newcomer sowohl mit vielen Chancen als auch Risiken einzustufen. Von finanziellen Zuschüssen (zum Beispiel Marketingsubventionen oder gar PSO) für die Strecken ab Pecs ist offiziell nichts bekannt, aber durchaus möglich und wünschenswert. Man kann Universal Air und dem Flughafen Pecs nur alles Gute und viel Erfolg für die ambitionierten Pläne wünschen!

Text: Dieter J. F. Haselsteiner

Über den Autor: Dieter J. F. Haselsteiner (44) ist Betriebswirt, Luftfahrtenthusiast sowie mehrfacher Buchautor. Seine Bücher umfassen All you need to know about European Airports (2023), Europas Flughäfen im Blickpunkt (2023), Remote, small but essential (2021) und Low-Fare-Carrier und ihr Beitrag zur Verkehrserschließung Osteuropas (2009). Weitere Informationen zu seinen Büchern, Fachartikeln und Vorträgen sind auf www.dieterhaselsteiner.at zu finden.

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.