Reportagen

Fotoreportage: Zu Besuch beim künftigen Notarzthubschrauber Christophorus 18

Take off! Jedes Mal wenn ein ÖAMTC-Notarzthubschrauber startet, ist ein Mensch schwer verletzt oder erkrankt - Fotos: www.der-rasende-reporter.info

Nach einer langen Verzögerung, die zu einem großen Teil in der Verantwortung der burgenländischen SPÖ-Alleinregierung lag, die deshalb auch gleich mehrere Male vom Landesverwaltungsgericht in ihre Schranken verwiesen wurde, war es am 1. April (kein Scherz) endlich soweit - der neue Notarzthubschrauber für das Burgenland konnte den Betrieb aufnehmen. Eine Fotoreportage vom ersten Tag des Christophorus 18, der eigentlich noch gar nicht so heißt.

Nachdem es im Burgenland immer noch keinen Standort für neuen nordburgenländischen Notarzthubschrauber Christophorus 18 gibt, fanden ÖAMTC und das Land Burgenland eine kurzfristige Interimslösung, um weitere Verzögerungen zu vermeiden. Christophorus 18, der formaljuristisch aber erst dann so heißen wird, wenn er tatsächlich von seinem noch zu errichtenden Stützpunkt im Nordburgenland abhebt, fliegt seit 1. April interimistisch vom niederösterreichischen Flugplatz Wiener Neustadt Ost (LOAN) aus. "Dass wir diesen Starttermin überhaupt geschafft haben ist der guten Zusammenarbeit zwischen der ÖAMTC-Geschäftsführung, dem Land Burgenland und allen beteiligten Departements zu verdanken", so Thomas Wagner, der als Leitender Flugretter die Verantwortung für den Aufbau des neuen Stützpunktes trägt.

Gleich am ersten Tag wurden drei Einsätze geflogen. Das zeigt, dass die Etablierung eines eigenen Notarzthubschraubers für das nördliche Burgenland richtig war, denn dadurch können Christophorus 9 in Wien sowie die beiden ebenfalls in Wiener Neustadt stationierten Helikopter Christophorus 3 und Christophorus 33, die bisher das nördliche und mittlere Burgenland mit abdeckten, entlastet werden und stehen für andere Einsätze in Wien und Niederösterreich zur Verfügung. Dies alles hätte schon viel früher geschehen können, wenn sich das Land Burgenland nicht aus unerfindlichen Gründen eine unfassbare Posse bei der Ausschreibung und Vergabe des Vertrages geleistet hätte, in die sogar das Landesverwaltungsgericht mehr als einmal als Korrektiv eingreifen musste. Doch das ist eine andere Geschichte, die bereits von mehreren Redakteuren und Autoren hier auf Austrian Wings ausführlich beleuchtet wurde. Daher zurück in die Gegenwart.

Stationiert ist der künftige Christophorus 18 zwar ebenfalls in Wiener Neustadt, jedoch liegt der provisorische Stützpunkt etwas vom Flugrettungszentrum Ost (Homebase von C3 und C33) entfernt. Dort hat sich der ÖAMTC in den Räumlichkeiten eines privaten Flugunternehmens eingemietet. "Die Zusammenarbeit klappt hervorragend", unterstreicht der Leitende Flugretter, Thomas Wagner, beim Besuch des Autors: "Die vergangenen Monate waren sehr stressig, aber wir haben alle Vorbereitungen gut über die Bühne gebracht und sind nun voll einsatzbereit". Wagner ist ein Vollprofi mit jahrelanger Erfahrung im luftgebundenen Notarztrettungs- und Intensivtransportwesen, der bereits auf Christophorus 3 und Christophorus 33 unzählige Einsätze absolviert und gemeinsam mit Notärzten und Piloten viele Menschenleben gerettet hat.

Blick ins Cockpit: Das Flugdeck des H135 ist ein ausgesprochen ergonomischer Arbeitsplatz für den Piloten.

Für den neuen Notarzthubschrauber habe man in den vergangenen Jahren und Monaten intensiv neues Personal rekrutiert und ausgebildet: "Aktuell haben wir 4 Piloten, eine Mischung aus altgedienten und neuen Kollegen, außerdem 9 Flugretter und etwa 25 Notärzte."  Die Ärzte kommen von mehreren Krankenhäusern aus der Ostregion und arbeiten auf freiberuflicher Basis. Sechs der Flugretter arbeiten nebenberuflich für die Christophorus Flugrettung, drei sind hauptberuflich angestellt. Doch allesamt - das ist das Wichtigste - haben sie mindestens die Qualifikation Notfallsanitäter erlangt und verfügen über eine mehrjährige hauptberufliche Tätigkeit im Rettungsdienst. Sie stammen vom Roten Kreuz Burgenland, dem Roten Kreuz Niederösterreich und der Berufsrettung Wien.

Der Patientenraum bietet alles, was für die optimale notfall- und/oder intensivmedizinische Betreuung eines akut Erkrankten oder Verletzten erforderlich ist.

Wagner: "Generell gilt für alle unsere Flugretter: Wer sich bewirbt, muss die oben angeführten Grundvoraussetzungen erfüllen und durchläuft ein strenges Auswahlverfahren. Diejenigen, die es bestehen absolvieren danach eine modulare und theoretische Ausbildung, die etwa ein Jahr lang dauert, ehe er als eigenverantwortlicher Flugretter eingesetzt wird."

Eigenschutz an der Einsatzstelle hat höchste Priorität bei der ÖAMTC-Flugrettung: Das spiegelt sich auch in den modernen und gut sichtbaren Einsatzuniformen der Besatzung wider.

Das ist auch der Grund, weshalb der neue burgenländische Notarzthubschrauber derzeit noch mit einer vierköpfigen Besatzung unterwegs ist. Zwar sind die Flugretter für Christophorus 18 grundsätzlich bereits voll ausgebildet, doch weil die ÖAMTC-Flugrettung auf Qualität höchsten Wert legt, fliegen die neuen Kollegen noch einige Zeit unter Supervision. Der Flugretter ist nämlich der sprichwörtliche "Mann für alle Fälle". Er assistiert dem Notarzt bei der Patientenbehandlung, ist aber auch für flugtechnische Belange wie die Luftraumbeobachtung, die Betankung des Helikopters sowie das Führen des Funkverkehrs mit der Rettungsleitstelle während des Fluges verantwortlich - eine ausgesprochen verantwortungsvolle und umfangreiche Tätigkeit.

Das Corpuls CPR Thoraxkompressionsgerät.

Der Hubschrauber selbst, aktuell ist das ein H135 T2+ mit der Kennung OE-XVN, ist als fliegende Intensivstation ausgerüstet. "Grundsätzlich verfügen alle Christophorus-Notarzthubschrauber über die gleiche Basisausrüstung. Unserer hat jedoch noch einige Extras", erläutert Wagner. Diese Sonderausstattung macht Christophorus 18, der ja offiziell noch gar nicht so heißen darf, damit zweifellos zum bestausgestatteten Notarzthubschrauber des Burgenlandes. Denn zusätzlich zur Standardausstattung verfügt C18 auch über eine noninvasive CO2-Messung, ein zweites Beatmungsgerät und mit dem Corpuls CPR über ein Thoraxkompressionsgerät der neuesten Generation. Das Corpuls CPR kann bei Wiederbelebungen eingesetzt werden und führt automatisch eine Herzdruckmassage durch. "Dadurch können wir einen Patienten einerseits unter Reanimationsbedingungen ins Krankenhaus transportieren, andererseits nutzen wir es aber auch am Einsatzort am Boden, um einen Mitarbeiter für andere Tätigkeiten freizuspielen", weiß der erfahrene Flugretter Wagner.

Der leitende Flugretter Thomas Wagner erläuterte dem Autor bei dessen Besuch die Funktionsweise des Reanimationsgerätes. Zwei Akkus gewährleisten eine lange Laufzeit, zudem kann es auch ans Stromnetz (beispielsweise bei der Reanimation in einer Wohnung oder einem Haus) angeschlossen werden. "Zugelassen ist es für den Einsatz an Patienten ab 8 Jahren", so Wagner.

Mit einer derart hochwertigen Ausrüstung und top motivierten sowie geschulten Crew steht der künftige Christophorus 18 bereit, um Leben zu retten. Der Autor wünscht den Crews des neuen Christophorus-Notarzthubschraubers alles Gute und stets eine sichere und gesunde Heimkehr von ihren Einsätzen.

Die Crew des 1. April, von links nach rechts: Leitender Flugretter Thomas Wagner, Flugretter in Supervision Patrick Hoffmann, Leitender Flugrettungsarzt Dr. Robert Luntzer, Flugbetriebs- und Stützpunktleiter Cpt. Peter Fleischhacker.

Text & Fotos: P. Huber / www.der-rasende-reporter.info