Wie von Austrian Wings gestern berichtet, erhalten Piloten und Flugbegleiter im Schnitt 20 Prozent mehr Gehalt auf drei Jahre. Das ist deutlich mehr als die bisher gebotenen 8 Prozent des Unternehmens. die gerade einmal einen Reallohnzuwachs von 0,2 Prozent dargestellt hätten, wie die Personalvertreter kritisierten.
Zwar liegt die Bezahlung des fliegenden AUA-Personals selbst mit der nun erzielten Einigung noch immer deutlich unter dem Niveau der Konzernmutter Lufthansa (dort gibt es Erste Offiziere, die deutlich mehr als ein AUA-Kapitän verdienen!), doch es gibt einen akzeptablen Reallohnzuwachs (vor allem für die Flugbegleiter, die in den ersten 2 Monaten unter 1.000 Euro netto verdienen und danach von knapp 1.700 Euro pro Monat leben müssen) und eine bessere soziale Absicherung, hier in erster Linie für die Piloten. Das ist insofern bedeutsam, als junge Piloten nach Abschluss ihrer Ausbildung mit rund 100.000 Euro Schulden dastehen (Einstiegsgehalt bisher: etwa 3.100 Euro netto) und diese Verbindlichkeiten natürlich auch dann bestehen bleiben, wenn sie aus flugmedizinischen Gründen berufsuntauglich, sprich fluguntauglich, werden sollten. Und das kann von einem auf den anderen Tag passieren. Ein Herzproblem, Post Covid, eine "normale" Lungenentzündung mit Komplikationen oder auch Borreliose können dazu führen, alles Krankheiten, die man ganz schnell und ohne eigenes Verschulden bekommen kann.
Alles in allem ist die aktuelle Einigung, die von der Belegschaft bei der Abstimmung mit höchster Wahrscheinlichkeit angenommen wird, also ein durchaus guter Kompromiss, der für beide Seiten schmerzhaft ist. Für die AUA, weil sie deutlich mehr Geld in die Hand nehmen muss als sie wollte und für die Belegschaft, weil sie nicht so viel bekommt, wie sie gerne hätte. Aber das ist das Wesen der österreichischen Sozialpartnerschaft: Man trifft sich in der Mitte.
Schade nur, dass man sich nicht früher einig wurde. Die Hauptverantwortung dafür liegt nach meiner Einschätzung ganz klar bei der AUA, deren CEO Annette Mann das Gesprächsklima durch unverhohlene Drohungen gegen die Belegschaft relativ zu Beginn vergiftet hat, während sie selbst ja noch nicht einmal an den KV-Verhandlungen teilnahm, wie sie unter anderem freimütig in einem ORF-Interview erklärte. Außerdem waren die zuvor von der AUA vorgelegten Angebote stets so schlecht, dass sie für die Mehrheit der Belegschaft schlichtweg absolut inakzeptabel waren, wie auch durch eine Abstimmung der Piloten und Flugbegleiter (Austrian Wings berichtete) bestätigt wurde. Dazu muss man allerdings auch sagen: Die wirklich wichtigen Entscheidungen werden in aller Regel nicht vom AUA-Vorstand (alleine) getroffen, sondern von der Konzernmutter in Deutschland. Der AUA-Vorstand hat diese Entscheidungen dann lediglich zu kommunizieren und umzusetzen.
Die AUA hätte sich also einen Millionenschaden durch Flugausfälle infolge von Betriebsversammlungen und Streiks sowie einen massiven Reputationsverlust in der Öffentlichkeit ersparen können, wenn Sie von Beginn an ernsthaft verhandelt und bessere Angebote vorgelegt hätte. Hoffentlich haben der amtierende AUA-Vorstand in Österreich und die Verantwortlichen bei der Konzernmutter in Deutschland diese Lektion für die nächsten KV-Verhandlungen gelernt. Belegschaft und Passagiere werden es ihnen danken.
Text: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info
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