Punktlandung

Vorfall mit AUA A320neo am Flughafen Wien: Das hätte auch in einer Katastrophe enden können

SYMBOLBILD Pushback-Fahrzeug, umgangssprachlich auch Schlepper genannt - Foto: Austrian Wings Media Crew

Möglicherweise ein Totalschaden, in jedem Fall aber schwer beschädigt, ist der AUA A320neo OE-LZQ der AUA, nachdem er in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit einer Fluggastbrücke und einem stromführenden Lichtmast kollidiert ist. Dass dabei keine Menschen zu Schaden kamen, war wohl Glück im Unglück, denn die Sache hätte auch in einer Katastrophe enden können.

Die genauen Umstände sind zwar noch Gegenstand einer gemeinsamen Untersuchung von Flughafen Wien und Austrian Airlines, doch soviel ist schon jetzt klar, wenn man es stark vereinfacht ausdrücken will: Der A320neo kam dem Schlepperfahrer schlichtweg aus und rollte danach selbstständig das abschüssige Vorfeld vom Echo-Block mehrere Hundert Meter über das Vorfeld, bis er schließlich gegen eine Fluggastbrücke und einen Lichtmast prallte. Der Schaden an Flugzeug und Fluggastbrücke am Boden geht in die Millionen und ob der Schlepperfahrer seinen Job behalten kann oder überhaupt will, ist noch unklar. Das wird wohl auch vom Ergebnis der Untersuchung abhängen.

Nur der Zufall verhinderte Verletzte oder Tote
Doch ein anderer Aspekt wurde bisher noch gar nicht beleuchtet, nämlich der, dass bei dem Zwischenfall noch jede Menge Glück im Unglück im Spiel war. Der Unfall ereignete sich in der Nacht, als auf dem Vorfeld wenig Betrieb war. Denn wäre der Zwischenfall in der Rush hour am Morgen oder am Nachmittag passiert, hätte der unkontrolliert selbstständig rollende A320neo mit seinen gut 40 Tonnen Gewicht wohl alles niedergewalzt, was sich in seinem Weg befand. Das hätte Bodenpersonal des Flughafens sein können, oder auch ein vollbesetzter Passagierbus. Im schlimmsten Fall wäre die Maschine gar mit einem anderen Flugzeug kollidiert, das möglicherweise dadurch Feuer gefangen hätte. Tote oder Schwerverletzte wären dann durchaus wahrscheinlich gewesen. Man kann also von Glück reden, dass es bei reinem Materialschaden geblieben ist.

Untersuchung wichtig
Auch wenn der Sachschaden groß ist, das Wichtigste ist und bleibt, dass keine Menschen verletzt oder getötet wurden. Mindestens ebenso wichtig ist es aber jetzt, dass AUA und Flughafen Wien AG den Unfall gründlich untersuchen und aufarbeiten, um für die Zukunft sicherzustellen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Sollten dabei beispielsweise Strukturmängel in den Rahmenbedingungen des Schlepper-Betriebes entdeckt werden,  müssen gegebenenfalls auch arbeitstechnische Sicherheitsinstrumentarien implementiert werden. Genau darin liegt nämlich ein großes Assett der weltweiten Luftfahrtbranche: Man nutzt jeden Zwischen- oder Unfall, um daraus zu lernen und die Luftfahrt noch sicherer zu machen. Doch nun heißt es erst einmal abwarten, was die Untersuchung ans Licht bringt.

Text: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.