Aufgedeckt hat den schweren Vorfall das renommierte Portal "Aviation Herald". Demnach flog der Airbus A330-300, TC-LOC, der Turkish Airlines am 17. April 2024 von Bukarest nach Istanbul, obwohl er beim Start wohl durch das Verschulden der Piloten beschädigt wurde. An Bord des zweistrahligen Großraumjets befanden sich 258 Passagiere und 10 Besatzungsmitglieder.
Als die Piloten zur Piste rollten, positionierten sie ihrem Jet nicht mittig, sondern am rechten Rand der Startbahn. Unverständlicherweise fiel den Piloten das trotz der Pistenbefeuerung nicht auf und sie begannen den Startlauf. Dabei kollidierte der Airbus laut Angaben der rumänischen Luftfahrtbehörde mit der Pistenbefeuerung sowie einer Informationstafel. Insgesamt wurden zehn Leuchten der Pistenbefeuerung sowie eine Tafel am Rollweg Golf zerstört.
Trotzdem brachen die türkischen Piloten den Start nicht ab, sondern hoben ab und setzten den Flug bis nach Istanbul fort, obwohl der Airbus selbst beschädigt worden war. Nach der Landung in Istanbul meldeten die Piloten dann "Probleme mit dem Bugfahrwerk".
Der A330 blieb über eine Woche lang am Boden. Die rumänische Luftfahrtbehörde hat den erneuten Vorfall mit Turkish Airlines als schweren Zwischenfall eingestuft und eine Untersuchung eingeleitet.
Die Flugsicherheit bei vielen Airlines in der Türkei gilt generell als ausgesprochen problematisch, wie wir mit Hilfe türkischer Informanten bereits vor 7 Jahren aufgedeckt haben. Damals war die Sicherheitsbilanz von Pegasus noch positiv, mittlerweile hat sie sich ebenfalls verschlechtert. Bereits vor neun Jahren widmeten wir uns zudem der Sicherheit bei Turkish Airlines - seither haben sich zahlreiche weitere ernste Vorfälle bei dem türkischen Star Alliance Mitglied ereignet.
Aufholbedarf bei Flugsicherheit
Während das Bord- und Passagierservice von Turkish Airlines einhellig positiv bewertet wird (siehe auch die entsprechende bisherige Skytrax-Bewertung), gibt es bei der Sicherheit schon seit längerem deutlich Luft nach oben. Turkish Airlines geriet in der Vergangenheit immer wieder durch auffällig viele Un- und Zwischenfälle ins Kreuzfeuer der Kritik von Fachleuten. Teilweise ereigneten sich zwei Tailstrikes in einem Monat, mehrfach führten Pilotenfehler zu Unfällen mit Toten. Zuletzt im Jänner 2017, als ein für Turkish Airlines im Wetlease fliegender Boeing 747-Frachter einer anderen türkischen Fluggesellschaft verunglückte – Turkish Airlines wollte die nachfolgende Berichterstattung daraufhin zensurieren lassen. Und im Dezember 2018 starteten Piloten eines A330 der Gesellschaft mit nicht korrekt verriegelten Cockpitfenstern, Austrian Wings berichtete. Im Jänner 2020 wurde das Fahrwerk eines A330 von Turkish bei einem Landeunfall ebenfalls schwer beschädigt - wir berichteten. Im JACDEC-Sicherheitsranking von 2019 etwa rangierte Turkish Airlines nur an der 92. Stelle, einem der letzten Plätze. Erst im vergangenen Jahr versuchte eine Turkish-Airlines Crew zu starten, obwohl der Tower zu einer Runway-Inspektion geraten hatte, nachdem eine zuvor gestartete Maschine gemeldet hatte, von etwas "getroffen" worden zu sein - der "Aviation Herald" berichtete. Doch viele Türken wollen die auffällige Sicherheitsbilanz "ihres" Nationalcarriers offenbar nicht wahrhaben. Regelmäßig werden Journalisten, die über sicherheitsrelevante Vorfälle bei Turkish Airlines berichten, von in Österreich oder Deutschland lebenden Türken beflegelt, manchmal sogar bedroht, weil sie über Fakten berichten.
(red)