Die Einführung der Boeing 787-9 Dreamliner bei der österreichischen Lufthansa-Tochtergesellschaft Austrian Airlines war von vielen Verzögerungen überschattet, doch was lange währt wird endlich gut, sagt eine alte Volksweise. Seit dem 20. Mai befindet sich der erste Dreamliner der AUA, die OE-LPL, im kommerziellen Einsatz. Seither fliegt der Jet allerdings ausschließlich auf Kurzstrecken. Das ist einerseits dem vertieften Crewtraining geschuldet, andererseits gibt es administrative Herausforderungen zu bewältigen, die einen früheren Einsatz auf der Langstrecke behindern und über die man bei der AUA lieber nicht spricht. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass der einzige aktive Dreamliner der AUA keine AUA-Farben trägt. Die Konzernmutter Lufthansa verweigerte während der KV-Verhandlungen für das fliegende Personal nämlich die Lackierung, um den Druck auf die AUA zu erhöhen und AUA-CEO Annette Mann war nicht in der Lage, sich gegenüber der Muttergesellschaft durchzusetzen. Deshalb fliegt die "Papa Lima" derzeit in neutraler weißer Bemalung und man muss einen Termin finden, um die Lackierung nachträglich aufzubringen. Kann man eigentlich nicht erfinden, so ein Trauerspiel ...
Die zweite 787, die OE-LPM, flog vor 2 Tagen nach Teruel und soll die AUA-Lackierung erhalten. Es dürfte allerdings zwischen 14 und 20 Tagen dauern, ehe der Jet wieder in Wien eintrifft.
Erstflug nach New York am 15. Juni
Der kommerzielle Einsatz der Boeing 787 Dreamliner auf der Langstrecke ist allerdings für 15. Juni geplant und soll nach New York führen - New York war übrigens das erste Langstreckenziel, als die AUA im Jahr 1988 mit dem Airbus A310-324 und dem Kennzeichen OE-LAA (getauft auf den Namen "New York") eigene Langstreckenflüge aufnahm. Zwar gibt es innerhalb der AUA durchaus Zweifel, ob dieser Termin gehalten werden kann, doch das Management hält daran fest.
"Der erste Langstreckenflug mit dem Dreamliner, der OE-LPL, ist nach wie vor für 15. Juni nach New York geplant", teilte mir AUA-Sprecherin Anita Kiefer schriftlich mit.
Da zu diesem Zeitpunkt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit lediglich die weiße OE-LPL zur Verfügung steht, ist davon auszugehen, dass der Erstflug nach New York mit diesem neutral lackierten Jet durchgeführt werden muss, an dem von außen so rein gar nichts auf die AUA hinweist - aus PR-Sicht ziemlich suboptimal. Das weiß auch die AUA-Pressestelle, denn vermutlich hat man aus genau diesem Grund am 20. Mai, als der erste kommerzielle Passagierflug eines AUA-Dreamliners überhaupt stattfand, nicht einmal eine Presseaussendung oder dergleichen gemacht - ein ziemlich einzigartiger Vorgang in der Geschichte der AUA.
Wie auch immer, wenn am 15. Juni 2024 tatsächlich ein AUA-Dreamliner erstmals nach New York abhebt, öffnet sich damit ein neues Kapitel in der Geschichte einer traditionsreichen Fluggesellschaft, die auch zu den sichersten Fluglinien der Welt gehört. Die Tage der 767 und 777 bei der AUA, mit denen kein konkurrenzfähiges Langstreckenprodukt mehr angeboten werden konnte/kann (fehlendes Internet an Bord), sind damit endgültig gezählt.
Text: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info