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Instrumentalisiert Lobbyist für Aero Vodochody den Absturz einer M-346 in Polen?

Aero Vodochody möchte seine L-39NG (im Bild) an Österreich verkaufen - und zumindest Lobbyisten aus dem Umfeld des Herstellers scheint dafür jedes noch so unethische Mittel recht zu sein - Foto: www.der-rasende-reporter.info

Aero Vodochody (CZ) steht gemeinsam mit Leonardo (IT) im Wettkampf um einen Auftrag aus Österreich für einen Saab 105 Nachfolger. Doch eine E-Mail von einer Person (vollständiger Name und Funktion sind bekannt), die in der Vergangenheit in Fachkreisen unter anderem schon als Lobbyist für Aero Vodochody wahrgenommen wurde, lässt in Heeres- und Fachkreisen den Verdacht aufkommen, dass das Unglück auf unethische und unprofessionelle Art und Weise instrumentalisiert werden soll, um Leonardo in ein schlechtes Licht zu rücken. Aero Vodochody wies jede Verstrickung in die Causa zurück. Man agiere "ethisch" und habe nichts mit dem Versand dieser Mail zu tun, wurde betont.

Wie ausführlich von Austrian Wings berichtet, verunglückte gestern eine M-346 der polnischen Luftstreitkräfte während des Trainings zu einer Flugvorführung. Der erfahrene Pilot kam dabei unglücklicherweise ums Leben. Die M-346 des italienischen Herstellers Leonardo ist ebenso wie die L-39NG des tschechischen Herstellers Aero Vodochody im Rennen als möglicher Saab 105 Nachfolger beim Österreichischen Bundesheer.

Das Unglück in Polen ist nach allen bisher vorliegenden Informationen (darunter Videoaufnahmen aus verschiedenen Perspektiven) auf einen Flugfehler des Piloten zurückzuführen - und dennoch wird es in einer Art und Weise instrumentalisiert, die einige Fragen aufwirft. Ein ranghoher Manager eines Technologieunternehmens, das enge Verbindungen in tschechische Luftfahrtkreise und auch zum Hersteller der L-39NG, Aero Vodochody hat, verschickte unter anderem an einen renommierten österreichischen Militärluftfahrtjournalisten und mehrere ranghohe Offiziere des Bundesheeres nach dem Absturz der M-346 in Polen ein Mail, in dem es heißt: "Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wieder eine M-346 mit einem erfahrenen Piloten in Danzig bei einer Flugvorführung abgestürzt ist! Anscheinend doch kein sicherer Trainer und anscheinend schwierig zu fliegen! Ich bedauere das Schicksal der Piloten."

Der Name dieser Person, die in der Vergangenheit öfter als jemand aufgefallen ist, dessen Agitation durchaus im Sinne der tschechischen Luftfahrtindustrie war, ist mir bekannt, wird aus datenschutzrechtlichen Gründen jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht genannt.

Gemäß dem journalistischen Grundsatz "Audiatur et altera pars" bat ich daher Aero Vodochody um eine Stellungnahme. Eine Sprecherin reagierte auf meine schriftliche Anfrage mit folgendem Statement: "Uns liegen keine Informationen über diese E-Mail vor, und wir wissen nicht, wer der Verfasser ist. Aero handelt ethisch, der Vorfall tut uns leid und wir würden niemals eine solche E-Mail versenden. Wir können dann zu dem Artikel Stellung nehmen."

Der Name des Absenders sowie der Inhalt des Mails wurden wunschgemäß an Aero Vodochody übermittelt und um ein finales Statement dazu gebeten. Diese Stellungnahme erreichte uns am 16. Juli gegen 11:40 Uhr. Darin bekräftigte die Pressesprecherin, dass Aero Vodochody sich "ethisch" verhalte und nichts mit der Aktion des Lobbyisten zu tun habe.

Doch ungeachtet dessen, ob der offensichtliche und in Fachkreisen bekannte Lobbyist nun aktuell im Auftrag von Aero Vodochody oder im Alleingang gehandelt hat, er hat dem tschechischen Flugzeughersteller damit bestimmt keinen Gefallen getan. Denn, wie oberhalb ausgeführt, dieser Unfall nach bisherigem Kenntnisstand rein gar nichts mit dem Flugzeugtyp zu tun. Auf den Videoaufnahmen ist klar ersichtlich, dass der Pilot das letzte Rollmanöver einfach in zu geringer Flughöhe ausführte. Ähnliche Unfälle gab es in den vergangenen Jahren bei Airshows und Trainingsflügen weltweit immer wieder - mit den verschiedensten Flugzeugtypen.

Text: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info