Österreich

aktualisiert

Zwischenfall: AUA-Jet muss Flug abbrechen, Chaos danach bei Passagierbetreuung

Die in den Vorfall involvierte OE-LBK - Foto: www.der-rasende-reporter.info (Hinweis: Alle Fotos sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne schriftliche Genehmigung unserer Fotografen verwendet werden)

Mehrfach machte der AUA Airbus A320-200, OE-LBK, bereits wegen technischer Probleme Schlagzeilen. Nun gab es erneut einen Vorfall, der zu einer Rücklandung führte. Passagiere berichten, dass die Betreuung durch das AUA-Bodenpersonal im Anschluss "chaotisch" und "völlig unzureichend" gewesen sei. Bei der AUA bestätigt man den Vorfall und führt allfällige Defizite bei der Passagierbetreuung auf die besonderen Wetterumstände zum Zeitpunkt des Zwischenfalls zurück.

Es ist gut ein Jahr her, dass der Airbus A320, OE-LBK, gleich zwei Fume Events innerhalb eines Monates hatte. Nur wenige Monate später kam es auf der OE-LBK erneut zu einem Zwischenfall. Am 14. September dieses Jahres sollte der Airbus A320 den Flug
OS 9515 von Wien nach Mahon durchführen. Wie betroffene Passagiere gegenüber "Austrian Wings" berichteten, hätten sie schon beim Einsteigen in das Flugzeug einen unüblichen Geruch wahrgenommen. Trotzdem sei die Maschine (mit einer wetterbedingten Verspätung) um 18:50 Uhr gestartet. Doch die Piloten brachen den Steigflug rasch ab und kehrten zum Flughafen Schwechat zurück, wo die Maschine nach rund 20 Minuten Flugzeit wieder landete und von den Einsatzkräften der Flughafenfeuerwehr in Empfang genommen wurde. Noch vor der Landung habe der Kapitän eine kurze Ansage gemacht und einen "Geruchsvorfall in Cockpit und Kabine" als Grund für die Rücklandung genannt.

Die Passagiere verließen die OE-LBK regulär über die Fluggasttreppen und wurden mit Bussen zum Terminal gebracht. Dort sei es "chaotisch" zugegangen. "Wir haben am Anfang keine beziehungsweise unzureichende Informationen über den Weiterflug erhalten. Auch das Hotel mussten wir uns selber organisieren", so ein Reisender, der sich an Bord befand, gegenüber "Austrian Wings".

Die Reisenden wurden erst am nächsten Tag mit einem Ersatzflugzeug (Airbus A320, OE-LZC) an ihr Ziel geflogen.

Die AUA bestätigte den Zwischenfall auf Anfrage, stellte allerdings den von Passagieren bereits vor dem Start wahrgenommenen unüblichen Geruch in Abrede.

"Die Cockpit Crew auf dem betreffenden Flug OS9515 nach Mahon/Menorca von Wien meldete nach kurz nach dem Start einen auffälligen Geruch, es handelte sich um ein ,Smell' Event, kein ,Fume' oder ,Smoke Event'. Die Crew entschied, als Vorsichtsmaßnahme nach Wien zurückzukehren. Dass der Geruch bereits vor dem Start wahrnehmbar war, können wir nicht bestätigen", erklärte eine Sprecherin gegenüber dem Autor.

Laut AUA wurden die betroffenen Passagiere "nach der Rücklandung in Wien vom Bodenpersonal empfangen und betreut". Allerdings räumte man ein, dass es aufgrund der besonderen Wetterbedingungen mögliche Defizite bei der Betreuung gegeben haben könne: "Nachdem es sich um das letzte Wochenende mit starker Beeinträchtigung durch das Schlechtwetter (Wind und Starkregen) handelte, gab es hier unter Umständen Einschränkungen bei der Passagierbetreuung, die wir sehr bedauern. Die Sicherheit unserer Fluggäste und Mitarbeiter hat zu jedem Zeitpunkt Priorität."

Was die Ursache der Geruchsentwicklung war, welche die Piloten veranlasst hat, sofort wieder zu landen, gab die AUA nicht bekannt.

Hintergrund
"Smell, Fume oder Smoke Events" an Bord von Flugzeugen können verschiedene Ursachen haben. Sie können von absolut harmlos bis stark gesundheitsgefährdend sein. Letzteres ist vor allem dann der Fall, wenn Rückstände von Triebwerksöl in die Kabine gelangen. In einigen Fällen haben anfänglich harmlos wirkende Smell oder Fume Events sich später dramatisch entwickelt und sogar zum Absturz des Flugzeuges geführt, wie beispielsweise bei Swissair 111. Deshalb sind Piloten trainiert, solche Vorfälle sehr ernst zu nehmen und gegebenenfalls eine rasche Landung durchzuführen.

Zurück zu "Smell" bzw. "Fume Events". Wenn Triebwerksöl(dämpfe) wegen defekter Dichtungen in den Triebwerken oder der Hilfsturbine (APU) in die Kabinenluft gelangt, kann das für Passagiere und Besatzung teils lebensbedrohliche Auswirkungen haben. Denn Triebwerksöl enthält hochtoxische Stoffe, die keinesfalls eingeatmet werden sollten. Das mögliche Krankheitsbild - es reicht von neurologischen Störungen bis hin zu einer möglicherweise tödlichen Vergiftung des Körpers - wird als "Aerotoxisches Syndrom" bezeichnet. 2016 wurde der Fall mehrere Condor-Flugbegleiter bekannt, die als "menschliche Versuchskaninchen" missbraucht wurden und dies tlw. mit schweren gesundheitlichen Schäden bezahlten. Wie die "Ärztezeitung" vor einigen Jahren in einem Beitrag schrieb, ist das Problem seit den 1950er Jahren bekannt. Trotzdem setzen die Flugzeughersteller seit Jahrzehnten weiterhin auf das Prinzip "Zapfluft von den Triebwerken", um die Kabine mit Frischluft zu versorgen. Eine Ausnahme bildet lediglich die Boeing 787, die eine andere Technik nutzt. Seitens der Airlines und der Industrie wird das Problem der kontaminierten Kabinenluft seit Jahrzehnten verleugnet oder kleingeredet, wie Austrian Wings schon im Jahr 2010 in der Punktlandung "TCP - die unsichtbare Gefahr an Bord" beleuchtete.

Text & Foto: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info