Punktlandung

Arabische, türkische und chinesische Airlines: AUA bei Asienverkehr unter Druck

Boeing 787-9 Dreamliner der AUA, Symbolbild - Fotos: www.der-rasende-reporter.info

Der asiatische Markt ist wichtig für die AUA. Doch die traditionsreiche Airline mit der österreichischen Flagge am Seitenleitwerk gerät im Langstreckenbereich zunehmend unter Druck. Aber auch die Konkurrenz aus China ist eine Gefahr, nicht nur für die AUA, sondern für sämtliche EU-Fluglinien.

Fluglinien aus der Türkei und dem arabischen Raum machen europäischen Fluggesellschaften, und damit der AUA, zunehmend Konkurrenz auf Flügen von/nach Asien - und dabei haben diese Airlines durchaus unlautere Wettbewerbsvorteile. So profitieren sie unter anderem von einer Gesetzgebung mit wesentlich niedrigen Lohnnebenkosten und auch die den fairen Wettbewerb schädigende Ticketsteuer gibt es zwar in Österreich, weder in der Türkei noch in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die AUA fliegt also auf den Langstrecken nach Asien gegen eine Konkurrenz an, die wesentlich kostengünstiger operieren kann als sie selbst und dabei auch noch das wesentlich modernere Fluggerät und das bessere Onboard-Produkt anbietet. Übrigens hat Schweden die Ticketsteuer erst kürzlich wieder abgeschafft, weil man dort erkannt hat, dass sie die Wirtschaft schädigt.

Zahlen sprechen für sich
Im Jahr 2002 beförderten europäische Fluglinien aus dem EU-Raum noch 39 Prozent aller Passagiere zwischen Europa und Asien, 58 Prozent entfielen auf nicht näher spezifizierte andere Airlines und lediglich 3 Prozent wurden von türkischen und arabischen Fluglinien transportiert.

Emirats, hier ein A380 auf dem Weg zur Piste 16 des VIE, hat die AUA zum Beispiel schon vor Jahren von der Dubai-Strecke verdrängt. Auch auf den Asienstrecken ist die arabische Airline ein ernstzunehmender Player.

10 Jahre später, also im Jahr 2012, flogen nur noch 33 Prozent aller Passagiere mit europäischen Airlines von Europa nach Asien, Turkish Airlines und die Golf-Airlines hatten bereits 20 Prozent Marktanteil. Und 2022 war der Anteil der EU-Airlines an diesem Markt bereits auf 21 Prozent gesunken, während fast die Hälfte, nämlich 48 Prozent, aller Passagiere für ihre Reisen nach Fernost die Fluggesellschaften aus der Türkei, trotz der katastrophalen Sicherheitsbilanz, und/oder die Airlines der Golfregion nutzten.

Obwohl die Sicherheitsbilanz von Turkish Airlines ziemlich schlecht ist, wird sie gerne für Flüge nach Asien genutzt, da das Bordservice ausgezeichnet ist und die Airline die auffällige Unfallrate durch geschicktes Marketing zu kaschieren weiß.

Ein weiterer "Big Player" auf diesem Markt sind außerdem chinesische Airlines, die nach (West-)Europa drängen und dabei ebenfalls auf zahlreiche Vorteile setzen können. China kennt keine Ticketsteuer, die Entlohnung des Kabinenpersonals ist niedrig, die Arbeitnehmerrechte in der kommunistischen Diktatur der Volksrepublik de facto kaum vorhanden. Auch ein weiterer Vorteil auf de Kostenseite darf nicht unterschätzt werden: China gilt als Verbündeter Russlands und trägt die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskrieges von Wladimir Putin auf die Ukraine nicht mit. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass chinesische Airlines weiterhin den russischen Luftraum - und damit kürzere Strecken - nutzen können und folglich erhebliche Kosten beim Treibstoff sparen.

Chinesische Airlines haben ebenfalls viele Wettbewerbsvorteile gegenüber der AUA.

Wie Europas Fluglinien im Allgemeinen und die AUA im Speziellen diesen mannigfaltigen Herausforderungen der Zukunft begegnen werden, bleibt abzuwarten.

Auf AUA-CEO Annette Mann und ihr Team warten zahlreiche Herausforderungen.

Ein erster richtiger und wichtiger Schritt ist sicherlich die im heurigen Jahr längst überfällig begonnenen Erneuerung der Langstreckenflotte. Denn die alten Boeing 767-300ER und Boeing 777-200ER, die nicht einmal Internet an Bord bieten, sind längst nicht mehr konkurrenzfähig gegen türkische, arabische und chinesische Airlines.

Text & Fotos: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.