Österreich

Lesung von Gerhard Gruber: Treffen der Luftfahrtlegenden im k.u.k. Offizierskasino Fischamend

Ein Leben für die Luftfahrt: Gerhard Gruber (rechts) erzählte spannende Geschichte aus diesem Leben und gab Leseproben aus seinem Buch, das absolut empfehlenswert und das ideale Weihnachtsgeschenk für Luftfahrtfans ist - alle Fotos: www.der-rasende-reporter.info

Die Stadt Fischamend ist eine Gemeinde mit einer großen Luftfahrttradition, derer man sich bewusst ist und die seitens der Gemeinde unter Bürgermeister Thomas Ram auch aktiv gepflegt wird. So war es nicht verwunderlich, dass Ortschef Ram einen großen (Flieger-)Sohn der Stadt, Cpt. Gerhard Gruber, zur Lesung aus dessen Buch "Unglaubliche Luftfahrtgeschichten Band 1" einlud. Als Location stellte die Gemeinde das ehemalige Offizierskasino der Militäraeronautischen Anstalt Fischamend zur Verfügung, das heute als Volksheim dient. Die Lesung am vergangenen Donnerstag diente außerdem zugleich einem guten Zweck: 1.500 Euro an Spenden gehen an die Aktion "Weihnachtsengerl" der Stadtgemeinde Fischamend.

Die Hardcoverversion von Gerhard Grubers Buch kann ab sofort hier bestellt werden und zur Softcoverversion gelangt man über diesen Link.

Vor 115 Jahren, 1909, wurde in Fischamend der größte Luftwaffenstützpunkt samt Forschungseinrichtungen der gesamten k.u.k. Monarchie aus der Taufe gehoben - die Militäraeronautische Anstalt Fischamend. Vor 15 Jahren, zum 100. Jahrestag der Gründung, fand auf dem Areal ein einzigartiger wirklich großartiger Jubiläumsflugtag statt, der maßgeblich vom damaligen Kustos des Heimatmuseums und der Interessensgemeinschaft Luftfahrt Fischamend organisiert wurde. Doch für die operative Umsetzung zeichnete vor allem ein Mann verantwortlich, der eine lebende Legende in der österreichischen Luftfahrt ist: Gerhard Gruber, Verkehrspilot, Unfallermittler, Techniker, Berufsfotograf, DJ, Verkehrspilotenausbilder, Prüfer und Prüfer der Prüfer (Senior Examiner). Ich hoffe, ich habe nichts vergessen, falls doch, möge es mir "Golf Golf", wie Gerhard Gruber auch respektvoll genannt wird, nachsehen. Außerdem war er 30 Jahre lang Flugplatzbetriebsleiter am Flughafen Wien. Was dieser Mann zu erzählen hat, könnte vermutlich ganze Bibliotheken füllen. Kürzlich erschien daher sein Buch "Unglaubliche Luftfahrtgeschichten, Band 1", in dem Gruber faszinierende, spannende, humorvolle, manchmal aber auch traurige Einblicke (der Tod von Fliegerkameraden) in seine jahrzehntelange Tätigkeit in der Luftfahrt gibt. Nach der ersten Lesung am Flughafen Wien war der Fischamender Bürgermeister Thomas Ram so begeistert, dass er Gerhard Gruber einlud, doch noch eine Lesung abzuhalten - diesmal in Fischamend. Ein Ort, wie er passender nicht sein könnte. Ist doch Fischmaned nicht nur die Heimat des Autors, sondern auch eine traditionsreiche Stätte der österreichischen Luftfahrt. Als Location bot Ram daher das Volksheim an, eines der letzten Gebäude der eingangs erwähnten Militäraeronautischen Anstalt Fischamend. Wer mehr über diese Stätte der Luftfahrt wissen möchte, dem sei die Kontaktaufnahme mit der Interessensgemeinschaft Luftfahrt Fischamend wärmstens empfohlen.

Das heutige Volksheim war außerdem bis 1918 das Offizierskasino der Militäraeronautischen Anstalt. Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten viele Umbauten vorgenommen wurde, so strahlt es immer noch den Glanz der vergangenen Tage aus. Die Wände sind geschmückt mit alten Fotografien aus jener Zeit als Fischamend der wohl wichtigste Standort der Luftfahrttruppen in Österreich-Ungarn war. Man erwartet förmlich, dass jeden Moment Ferdinand Porsche aus Reichenberg in Böhmen, dem einstigen "Wien des Nordens", (Porsche entwickelte hier in Fischamend Flugmotoren, das wissen nur wenige Menschen!) oder der Kaiser höchstpersönlich eintritt und der Radetzky-Marsch erklingt ...

In diesem stilvollen Ambiente fanden sich auf Einladung der Gemeinde also am vergangenen Donnerstag gut 180 Zuhörer ein, viele von ihnen langjährige Weggefährten Grubers, privater und beruflicher Natur. Der Andrang war sogar so groß, dass etliche von ihnen stehen mussten. Unter diesen Gästen befanden unter anderem der bekannte Musiker Harry Steiner und etliche Mitarbeiter einer längst vergessenen Fluglinie, die einst ebenfalls Luftfahrtgeschichte geschrieben hat: Montana Austria. Ich beleuchte die Geschichte dieser Airline, die vor fast 50 Jahren gegründet wurde und 1981 den Betrieb nach einem spektakulären Vorfall einstellen musste, übrigens in meinem eigenen neuesten Buch "Montana Austria - Österreichs vergessener Langstrecken-Pionier". Doch zurück zum Protagonisten Gerhard Gruber, schließlich ist dieser Bericht seinem schriftstellerischem Wirken gewidmet.

Wer eine klassische Lesung erwartet hatte, der lag falsch. Denn Gerhard Gruber ist nicht nur Flieger mit Leib und Seele, sondern auch ein perfekter Gastgeber und Entertainer, der sein Publikum zu fesseln weiß.Grubers langjähriger Wegbegleiter Peter Bolech führte durch den Abend und entlockte "Golf Golf" im Gespräch Geschichten aus dem Buch. Vereinzelt gab Gruber auch Leseproben. Die Zeit verging, wie sollte es bei einem Flugprofi wie Gruber auch anders sein, wörtlich wie im Fluge. Nach dem offiziellen Teil lud die Gemeinde Fischamend noch "in guter Traditon", wie Bürgermeister Ram lachend unterstrich, zu einem kleinen Imbiss ein. Bevor Gerhard Gruber allerdings dazu kam, etwas zu essen oder zu trinken, musste er noch die Signaturwünsche der zahlreichen Käufer seines Buches erfüllen. Der Erlös dieses Abends kam übrigens einem ganz besonderem guten Zweck zu gute: Der Aktion Weihnachtsengerl der Stadtgemeinde Fischamend.

"Durch Buchverkäufe kamen 1.290 Euro zusammen. Ich habe den Betrag auf 1.500 Euro aufgerundet und die Gemeinde bereits über die Summe informiert."
Gerhard Gruber

Ich konnte das Buch bereits lesen und möchte nicht zu viel verraten. Nur so viel: absolut authentisch, spannend wie ein Abenteuerroman - eine Zeitreise zurück in eine Zeit in der Fliegen teilweise wirklich noch ein Abenteuer war. Und es ist gut, dass Gerhard Gruber dieses Buch erst jetzt schreibt, denn so manches, was er darin schildert, hätte zu einem früheren Zeitpunkt wohl für die darin vorkommenden Personen auch juristische Konsequenzen haben können. Zum Glück ist das aber mittlerweile alles längst verjährt ...

Aus meiner Sicht das PERFEKTE WEIHNACHTSGESCHENK für jeden Luftfahrtfan!

Gut zu wissen, dass Gerhard Gruber für das kommende Frühjahr schon den zweiten Band seiner "Unglaublichen Luftfahrtgeschichten" angekündigt hat. Es würde mich nicht wundern, wenn es auch noch einen Band 3 und 4 geben würde, irgendwann.

Weitere Fotoimpressionen

So sah es im heutigen Volksheim anno 1918 aus, als das Gebäude noch als Offizierskasino für die in der Militäraeronautischen Anstalt stationierten Herren Offiziere diente.
Kennt die Luftfahrtgeschichte von Fischamend wie kein Zweiter: Rudolf Ster, Gründer und Präsident der Interessensgemeinschaft Luftfahrt Fischamend. Er wurde vom lokalen Fernsehen interviewed.
Langzeit-Bürgermeister Thomas Ram ist beliebt und genießt in der Bevölkerung großes Vertrauen. Außerdem pflegt er die k.u.k.-Luftfahrttradition seiner Stadt.
Alle 156 Plätze waren besetzt, etliche Gäste mussten stehen, nahmen dies aber gern in Kauf.
Techniker, Flieger, Fotograf, Buchautor, Kommunikator: Gerhard Gruber in seinem Element.
Immer wieder brachte Gruber mit seinen Anekdoten das Publikum zum Lachen.
Eine langjährige Wegbegleiterin ist die heutige Boeing 767-Pilotin Elke Griedl, die ein lustiges Erlebnis mit Gerhard Gruber schilderte, als sie noch junge Privatpilotin war.
Die meiste Zeit sprach Gerhard Gruber frei, vereinzelt las er auch Passagen aus dem Buch vor.
Auch Stadtchef Thomas Ram war begeistert.
Luftfahrtlegenden beim Gruppenfoto. Gerhard Gruber zusammen mit ehemaligen Mitarbeitern von Montana Austria. Links außen Wolfgang Findl, der ehemalige kaufmännische Direktor von Montana, daneben die frühere Flugbegleiterin Monika Herzog. Beide Zeitzeugen gaben mir dankenswerterweise Interviews für mein kürzlich erschienenes Buch "Montana Austria - Österreichs vergessener Langstrecken-Pionier".
Sie schrieben einst als Montana Austria Mitarbeiter österreichische Luftfahrtgeschichte.
Noch bis spät in die Nacht wurde gefeiert.

Text & Fotos: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info