Flug 540 der Deutschen Lufthansa befand sich in der Nacht vom 19. auf den 20. November 1974 auf dem Weg von Frankfurt am Main (BRD) nach Johannesburg (Südafrika). In Nairobi (Kenia) gab es eine Zwischenlandung, bei der getankt wurde und eine frische Crew an Bord kam, ehe der gigantische Jumbo kurz vor 8 Uhr Ortszeit zum Weiterflug nach Südafrika startete.
Im Cockpit der Lufthansa Boeing 747-130 mit dem Kennzeichen D-ABYB und dem Namen "Hessen" saßen drei erfahrene und ausgeruhte Männer, 2 Piloten und 1 Flugingenieur, als es an jenem Morgen losging. Sie alle kannten den Flughafen Nairobi und nichts deutete darauf hin, dass LH 540 sein Ziel niemals erreichen würde. Doch nach dem Rotieren vom Flughafen Nairobi gewann der Jet nicht an Höhe, erreichte nur rund 30 Meter und begann dann wieder zu sinken. 35 Sekunden nach dem Take Off kam es zum Crash, der insgesamt 59 Menschenleben forderte: 5 Crewmitglieder, 54 Passagiere starben, 98 überlebten mit zum Teil schweren Verletzungen. Man schrieb den 20. November 1974, 07:54 Uhr Ortszeit in Nairobi als der Nimbus der 747 als sicherstes Verkehrsflugzeug der Welt im Inferno des Kerosinfeuers in der afrikanischen Steppe für immer verbrannte.
Im kürzlich erschienenen Sachbuch "Lufthansa Flug 540: Der erste Jumbo-Absturz - als die ,Hessen' von Nairobi ins Verderben startete" wird die Geschichte des Fluges 540, der als erster Absturz einer Boeing 747 traurige Berühmtheit erlangte, minutiös nachgezeichnet.
Laut Quellenangaben im Buch wurde der Autor dabei von mehreren ehemaligen Boeing 747-Flugingenieuren und Piloten fachlich beraten.
"Mein gesamtes Manuskript wurde vor Drucklegung von einem Flugingenieur durchgesehen, der selbst viele Jahre auf dem Jumbo Dienst versah. Das bürgt für höchste fachliche Qualität dieses Buches, das sich an Piloten, Journalisten, Airlinemitarbeiter, Passagiere und luftfahrtinteressierte Laien gleichermaßen richtet."
Buchautor Patrick Huber
Fehler der Crew oder technisches Versagen: Bis heute sind viele Fragen offen
Die Ursache des Absturzes: nicht ausgefahrene Vorflügel. Die Lufthansa feuerte den Kapitän und den Flugingenieur (die gesamte Cockpitbesatzung hatte überlebt) wegen angeblicher Bedienfehler fristlos, das Arbeitsgericht Frankfurt hob die Entlassungen jedoch bereits wenig später wieder als rechtswidrig auf. Tatsächlich gibt es zahlreiche Hinweise, dass Lufthansa um Probleme mit den Vorflügeln der 747 und den Anzeigen / Warnsystemen wusste, aber keine zusätzlichen Warnsysteme eingebaut hatte, was andere Airlines sehr wohl getan hatten. Bis heute ist daher nicht endgültig geklärt, ob wirklich ein Fehlverhalten der Besatzung oder vielleicht doch ein technischer Fehler dazu geführt hatte, dass die Vorflügel beim Start noch eingefahren waren. Nach dem Absturz wurden die zusätzlichen Warnsysteme, auf die Lufthansa im Vorfeld verzichtet hatte, obligatorisch und nachgerüstet. Bereits 2014 deckte der deutsche Investigativjournalist Jens M. Lucke etliche Ungereimtheiten im Verhalten der Lufthansa auf.
Neben dem bereits erwähnten Sachbuch gab es rund um den 50. Jahrestag des ersten Jumbo-Crashes auch zahlreiche Medienberichte online (zB auf "Focus", "Travelnews", "NZZ") sowie einen Podcast auf "Flugforensik.de", für den die Macher, die deutschen Journalisten Andreas Spaeth und Benjamin Denes, sogar den damaligen First Officer des Unglücksfluges, den früheren Starfighter-Piloten Hans Joachim Schacke interviewen konnten. Der Mann ist heute 85 Jahre alt und ist das letzte noch lebende Mitglied der Cockpitcrew des Unglücksfluges.
Bereits 2014, zum 40. Jahrestag des Unglücks, veröffentlichte Austrian Wings die Reportage "Tankstopp in den Tod - der letzte Start der ,Hessen'".
(red GP, US, CvD)