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Abschuss der Azerbaijan Airlines: Expertenkritik an Berichterstattung des "Aviation Herald"

Schäden, die ohne jeden Zweifel durch den Beschuss von Flugabwehrwaffen stammen.

Bisher galt der "Aviation Herald" als erste seriöse Adresse wenn es um gesicherte Informationen zu Un- und Zwischenfällen in der Zivilluftfahrt ging. Die jüngste Berichterstattung des Portals zum Abschuss des Azerbaijan Airlines Embraer am 25. Dezember 2024 durch die russische Flugabwehr sorgt in Fachkreisen allerdings mittlerweile vermehrt für Kopfschütteln und heftige Kritik, teils sogar öffentlich.

Seriöse Militär- und Luftfahrtexperten weltweit haben angesichts der Aufnahmen des Wracks des abgestürzten Embraer E190 der Azerbaijan Airlines keinen Zweifel mehr: Das Flugzeug wurde von der russischen Flugabwehr mit mindestens einer Flugabwehrrakete beschossen, höchstwahrscheinlich im Raum Grosny. Austrian Wings berichtet seit dem 25. Dezember ausführlich in Meldungen und Analysen.

"Wenn Sie die Bilder des Flugzeuges betrachten, dann können Sie wirklich erkennen, dass hier Geschosse das Flugzeug durchlöchert haben. Das zeigen auch die Bilder aus dem Inneren des Flugzeugs selber."
Oberst Markus Reisner, Militärexperte Bundesheer

Doch der "Aviation Herald", der bisher einen ausgezeichneten Ruf als seriöse Unfalldatenbank hatte, negiert ganz offensichtliche sämtliche Fakten und belastbaren Indizien auch zwei Tage nach dem Crash noch immer. Dort ist vom Beschuss des Zivilflugzeuges durch die russische Flugabwehr keine Rede. Der Artikel trägt stattdessen mit Stand heute, 20:05 Uhr, immer noch unverändert den Titel "Accident: Azerbaijan E190 near Aktau on Dec 25th 2024, lost height and impacted ground".

"Für einen Abschuss sprechen die Löchter, dafür spricht die Kriegssituation, in der Gegend hat einen Drohnenangriff vorher stattgefunden, der abgewehrt wurde, sodass es sehr plausibel scheint."
Militärexperte Ralph Thiele, Oberst a. D.

Im Text des "Aviation Herald" selbst wird der mittlerweile als sicher geltende Abschuss sinngemäß als "antirussische Agitation und antirussische Propaganda" abgetan: "As of current there are some political and military agendas and propagandas going on trying to blame the accident on a shoot down by air defense in Russia or attackers onto Russia explaining the holes visible in the vertical tail were caused by shrapnell (...)" Auch die Kommentarfunktion auf der Seite wurde mit einer ähnlichen "Begründung" gesperrt.

Fachleute verwundert über "Realitätsverweigerung" des Portals
Piloten und Militärexperten schütteln angesichts dieser ganz augenscheinlichen Realitätsverweigerung des Portals den Kopf und selbst in öffentlich zugänglichen Fachforen wird Kritik am "Aviation Herald" laut. Im renommierten "Professional Pilot Rumours Network" beispielsweise kritisiert ein Pilot unverhohlen, dass der "Aviation Herald" seiner Ansicht nach zu einem "russischen Troll" verkommen sei, den er "nie wieder lesen" werde: "About avherald as people pointed above on him withholding the truth / locking the comments etc: it's sad to see him becoming a Russian troll. he doesn't want to discuss political my @ss. lol. the truth and evidence are all out. of course, Russia is going to deny it. like they did with mh17 10 years on and still they aren't admitting. thank God for this place here. never visiting avherald again "

Überlebende Insassen bestätigen Beschuss durch Flugabwehr ebenfalls
Ein überlebender Flugbegleiter des verunglückten Azerbaijan Airlines Fluges bestätigte mittlerweile ebenfalls öffentlich, dass die Maschine in der Luft von "Schrapnellen" getroffen wurde, welche die Außenhaut durchschlagen und in die Passagierkabine eingedrungen seien. Der Mann mit dem Namen Aidan Rahimli erklärte, dass es sogar drei Explosionen kurz hintereinander gegeben habe und bei der dritten sein Kollege Zulfugar Asadov durch die in das Flugzeug von außen eingedrungenen Splitter der russischen Flugabwehr verletzt worden sei. Rahimli und Asadov überlebten als einzige Besatzungsmitglieder das Unglück. Kapitän Igor Kshnyakin, Co-Pilot Aleksandr Kalyaninov und Purserin Hokuma Aliyeva kamen ums Leben. Von den 67 Insassen des Flugzeuges überlebten dank der Meisterleistung der Piloten 29.

Alle überlebenden Passagiere hätten gleichfalls "drei Explosionen" bestätigt, als sich das Flugzeug im Luftraum über Grosny befand, in dem die russische Flugabwehr aktiv war.

(red OG, FDS, CvD)