Gottfried Holzschuh ist in der österreichischen Historiker- und Luftfahrtszene bekannt wie ein bunter Hund und das im positivsten Sinn des Wortes. Denn die Akribie, mit der sich der Historiker in seine Recherchen verbeißt, bürgt für allerhöchste Qualität bei all seinen Publikationen. Als ich völlig überraschend ein Rezensionsexemplar seines neuesten Buches "Die Flugzeugtypen der Austrian Airlines" überreicht bekam (danke an Gottfried Holzschuh und den deutschen Sutton Verlag dafür), dachte ich mir zuerst, ich schaue mal nur kurz rein und lese es an einem Wochenende mal in Ruhe. Doch aus "kurz reinschauen" wurden mehrere Stunden und das über Tage, immer und immer wieder. Denn wenn ich zwischen meiner Arbeit und den eigenen Buchprojekten etwas Zeit hatte, nahm ich das Buch von Gottfried Holzschuh, bei dem er mit dem bekannten österreichischen Luftfahrtfotografen Dietmar Schreiber zusammengearbeitet hat, zur Hand und schmökerte darin.
Das Buch selbst ist im Format 17 x 24 Zentimeter und hat 128 Seiten, auf denen 180 Fotos Platz finden. Soweit die nüchternen Fakten. Doch dieses Buch ist mehr als ein Bildband. Zusätzlich zum Fotomaterial aus mehr als einem halben Jahrhundert, von denen ich einige Aufnahmen selbst noch nicht kannte (obwohl auch mein Archiv durchaus gut bestückt ist), hat Gottfried Holzschuh mit der ihm eigenen Akribie des Historikers Details zusammengetragen, die man über Google, das ja die junge Generation gerne für die schnelle Wissensbeschaffung benutzt, nicht so einfach - oder überhaupt nicht - findet. Und der Wikipedia-Eintrag zur AUA ist überhaupt in jeder Hinsicht ziemlich dürftig.
So finden sich im Buch beispielsweise traumhafte Vorfeldfotos jener Boeing 707 (eines meiner persönlichen Lieblingsflugzeuge, formschön und elegant), mit denen die AUA ab 1969 erstmals auf die Langstrecke ging. Wer weiß schon, dass die Auslastung der mit dieser Boeing 707 bedienten Verbindung Wien-New York damals nur bei rund 34 Prozent lag, weshalb sie 1971 wieder eingestellt wurde? Gottfried Holzschuh weiß das - und er lässt die Leser an seinem schier unglaublichen Wissensschatz teilhaben. Dabei bedient er sich aber keiner trockenen verstaubten Sprache, sondern schreibt flüssig und lebendig, packend und fesselnd, man möchte das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen - sei es wegen der spannenden Text oder wegen der Bilder. Beides ist großartig! Chronologisch geordnet erzählt Holzschuh die Flotten-Geschichte der Austrian Airlines inklusive den Einstieg ins Großraum-Jet-Zeitalter mit dem A310 (ab 1988) bis heute. Auch über Ereignisse wie den Einsatz einer Vickers Viscount als österreichische "Air Force One" oder einen in der Öffentlichkeit kaum bekannten Zwischenfall mit einer AUA-Maschine in Belgrad Ende der 1950er Jahre informiert Holzschuh. Doch zu viel sei an dieser Stelle nicht verraten, denn da ich selbst Buchautor bin, weiß ich nur allzu gut WIE VIEL Arbeit in Recherche, Text, Bildauswahl und Layout steckt.
Gottfried Holzschuh liefert mit diesem Buch wieder einmal ein Werk, das einfach in die Sammlung jedes Luftfahrtfans gehört, der sich für die (Bild-)Geschichte der Austrian Airlines interessiert. Es ist grundsätzlich in jeder Buchhandlung erhältlich, empfohlen ist jedoch die Bestellung direkt über die Homepage des Autors. Fast hättet ich's vergessen: Die Qualität des Buches ist auch produktionsseitig hoch. Heutzutage erhält man leider öfter Bücher, die aus dem Leim gehen oder bei denen das Papier unangenehm dünn ist. Nichts davon trifft auf dieses Buch zu. Die Bindung ist hochwertig und es wird Qualitätspapier verwendet. Der Druck erfolgt professionell, sodass sogar die teils über 50 Jahre alten Fotos in einer herausragenden Abbildungsqualität ein wahrer Genuss beim Betrachten sind. Alles in allem in hochwertiges Endprodukt, das seinen Preis mehr als wert ist.
Mit gutem Gewissen spreche ich eine klare Kaufempfehlung (das ideale Weihnachtsgeschenk ...) aus und freue mich schon auf die nächsten Werke von Gottfried Holzschuh.
Text: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info