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Rauch in Cockpit und Kabine: Notlandung von SWISS in Graz, Flugbegleiter reanimiert

Die gestern in Graz notgelandete SWISS-Maschine HB-JCD, hier aufgenommen auf dem Flughafen Wien, Symbolbild - Foto: www.der-rasende-reporter.info (keine Verwendung des Bildes ohne schriftliche Erlaubnis des Fotografen)

Schwerer Notfall an Bord eines SWISS-Fluges von Bukarest nach Zürich: Es kam zu erheblicher Rauchentwicklung an Bord, der Jet musste in Graz notlanden. Ein Flugbegleiter musste unter laufender Reanimation von einem Notarzthelikopter ins Krankenhaus geflogen werden.

Mit 74 Passagieren und 5 Besatzungsmitglieder an Bord startete der Airbus A220-300 (vormals Bombardier CSeries 300) am 23. Dezember 2024 als Flug LX 1885 um 15:28 Uhr UTC (17:28 Uhr Lokalzeit Bukarest, 16:28 Uhr Lokalzeit Graz) von der Piste 08L des  Henri Coandă Flughafens in Bukarest, vormals Bukarest Otopeni. Das Ziel der Maschine war der Flughafen Zürich Kloten. Anschließend stieg die im November 2017 an SWISS ausgelieferte Maschine auf eine Reiseflughöhe von 40.000 Fuß und beschleunigte auf eine Reisegeschwindigkeit von rund 440 Knoten über Grund. Gegen 16:35 Uhr UTC (17:35 Uhr Lokalzeit Graz) überschlugen sich dann die Ereignisse an Bord. Sowohl im Cockpit als auch in der Passagierkabine trat heftige Rauchentwicklung auf. Der zweistrahlige Jet befand sich zu diesem Zeitpunkt nach wie vor in 40.000 Fuß und etwa 20 Kilometer nordöstlich von Graz. Aufgrund der akuten Situation entschlossen sich die Piloten zu einem Sinkflug mit hoher SinkrateTr (anfänglich bis zu 4.500 Fuß pro Minute, üblicherweise wird ein regulärer Anfangssinkflug mit einer Rate von 1.500 bis  3.500 Fuß pro Minute geflogen) und zu einer sofortigen Landung in Graz, wo Flug LX 1885 um 16:53 Uhr UTC aufsetzte. Die Piloten leiteten eine Evakuierung des mit Rauch gefüllten Jets über die Notrutschen ein, ein Großaufgebot von Rettungskräften stand bereit. Ein Flugbegleiter musste nach den bisher verfügbaren Informationen offenbar reanimiert und von einem Notarzthubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden, auch die 4 weiteren Besatzungsmitglieder und mindestens 10 Passagiere mussten medizinisch versorgt werden. Die übrigen Passagiere wurde nach einer ersten Untersuchung betreut und in Hotels untergebracht.

"SWISS bestätigt, dass der Flug LX1885 auf dem Weg von Bukarest nach Zürich in Graz notfallmäßig in Graz gelandet ist. Die Cockpitbesatzung hat aufgrund von Triebwerksproblemen und Rauch in Kabine und Cockpit entschieden, den Flug nach Zürich abzubrechen. An Bord befanden sich 74 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder. Das Flugzeug ist sicher gelandet, und alle Fluggäste wurden aus dem Flugzeug evakuiert. Zwölf Passagiere haben sich in ärztliche Betreuung begeben. Ein Kabinenbesatzungsmitglied musste mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Graz geflogen werden; sein Zustand bleibt weiterhin unklar. Auch die anderen vier Crewmitglieder haben sich in medizinische Obhut begeben."
Statement der SWISS

SWISS reagierte vorbildlich und setzte ein Betreuungsteam sowie ein Reserveflugzeug (HB-JCG, ebenfalls ein A220-300) nach Graz in Marsch, das die Reisenden heute nach Zürich fliegen soll. Der Abflug in Graz soll um 08:45 Uhr UTC (09:45 Uhr Lokalzeit) erfolgen. Die Airline lobte zudem auch das professionelle Verhalten ihrer Piloten, die sich nach Auftreten der Probleme zu einer sofortigen Notlandung in Graz entschlossen hatten. Die Ursache der Rauchentwicklung wird nun von einer Expertenkommission untersucht.

"SWISS entschuldigt sich aufrichtig bei den Fluggästen für die entstandenen Umstände und dankt ihnen für ihre Geduld in dieser schwierigen Situation. Unsere Gedanken sind bei den Passagieren und den Crewmitgliedern, die diesen Vorfall erleben mussten und besonders bei jenen, die sich noch in ärztlicher Obhut befinden."
Statement von SWISS

"High level emergency”
Feuer und Rauch sowie der Verdacht darauf zählen zu den gefährlichsten Zwischenfällen an Bord von Verkehrsflugzeugen und werden deshalb als “High level emergency” behandelt. Eine sofortige Landung ist das Standardverfahren, sofern die Quelle des (vermuteten) Rauches nicht umgehend lokalisiert und ausgeschaltet werden kann.

Im Jahr 1987 verunglückte eine Boeing 747-244B Combi von South African Airways, nachdem an Bord aus bis heute ungeklärter Ursache ein Brand ausgebrochen war, alle 159 Insassen starben. Hierzu darf ich auch auf mein Buch "Tödliche Flammen im Frachtraum - der mysteriöse Absturz der ,Helderberg'", verweisen, das dieses Unglück und die möglichen dramatischen Auswirkungen von Feuer und Rauch an Bord von Verkehrsflugzeugen ausführlich beleuchtet.

Am 2. September 1998 stürzte eine MD-11 der Swissair vor Halifax in den Atlantik, nachdem ein Feuer zu einem Totalausfall aller Instrumente führte und ins Cockpit eingedrungen war – alle 229 Menschen an Bord fanden den Tod, dieser Absturz ist bis heute das schwerste Unglück in der Geschichte der Schweizer Luftfahrt.

Text & Foto: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info