Punktlandung

Österreichische Zeitung: Völliger Unsinn zu SWISS-Unfall

Schützen vor Rauch und giftigen Gasen im Fall eines Feuers oder Fume Event an Bord von Verkehrsflugzeugen: Smokehoods. - Foto: Slowking4 Wikipedia / CC BY-SA 3.0

Eine Zeitung, die in der Vergangenheit bereits einen Absturz regelrecht erfunden hat, sorgt in Fachkreisen erneut für Kopfschütteln mit einem inhaltlich zum Teil schwer fehlerhaften Artikel.

Die Vorgeschichte
Starker Rauch, vermutlich verursacht aufgrund von Triebwerksproblemen, drang am 23. Dezember 2024 in Cockpit und Kabine eines Airbus A220-300 von SWISS ein, der sich auf dem Weg nach Zürich befand. Die Maschine musste in Graz notlanden, es gab mehrere Verletzte. Ein Flugbegleiter schwebte nach der Notlandung in Lebensgefahr und musste reanimiert worden. Nach einer Woche, am 30. Dezember 2024, verstarb er im Krankenhaus. Der junge Mann wurde nur 23 Jahre alt. Wie Austrian Wings am 31. Dezember des vergangenen Jahres bereits in eeiner Analyse für Austrian Wings darlegte, steht mittlerweile die Schutzausrüstung der Crew im Fokus der Ermittler, denn mit ihr hatte es bei früheren Zwischenfällen ebenfalls schon Probleme begeben. Am 9. Januar wurde der Jet mit der Kennung HB-JCD nach Zürich überstellt. Soweit, so gut.

Wirre Behauptungen in Tageszeitung
Jetzt titelte eine österreichische Zeitung, die sich selbst im Bereich der Qualitätsmedien verortet, in diesem Kontext etwas von "Sicherheitsmängeln" und weckte damit das Interesse ihrer Leserschaft. Das an sich ist noch nicht verwerflich. Nun gibt es zwar tatsächlich einige offene Fragen und möglicherweise tatsächlich Sicherheitsmängel, doch der Inhalt des Artikels war zum Teil so fehlerbehaftet, dass in der Austrian Wings Redaktion zahlreiche E-Mails (auch von Berufspiloten) einlangten, die sich an den Kopf griffen. Völlig zu Recht aus meiner Sicht.

So schreiben die beiden Journalisten unter "Fakten" zum Thema "Smokehoods" (also jene Schutzausrüstung, welche die Kabinenbesatzung im Falle von Rauch an Bord schützen sollen), dass diese Ausrüstung eigentlich nur für den "Notabstieg" im Fall eines "Druckverlustes" vorgesehen sei, nicht jedoch für eine Rauchentwicklung. Ja, diesen völligen Unsinn kann man unter "Fakten" in der Qualitätszeitung nachlesen. Tatsächlich ist das völlige Gegenteil der Fall. Diese "Smokehoods", auf Deutsch auch "Fluchthauben" genannt, sind nämlich exakt für den Fall von Rauchentwicklung und/oder Feuer an Bord vorgesehen, um die Kabinenbesatzung vor giftigen Rauchgasen zu schützen, wie unschwer auf den Homepages diverser Händler und Hersteller nachgelesen werden kann - dafür hätten die Autoren der Zeitung nur googlen müssen .... Für den Fall eines Druckverlustes in der Kabine stehen den Flugbegleiter sowohl die Sauerstoffmasken, die aus der Decke fallen als auch zusätzliche tragbare Sauerstoffflaschen zur Verfügung.

Dass in diesem Blatt solcher Unsinn verbreitet wurde, überraschte dann aber weder mich noch die vielen Piloten, nachdem das Medium und die Autoren bekannt waren. Denn in der gleichen Zeitung hatten die exakt gleichen Journalisten vor ziemlich genau 5 Jahren eine Story gebracht, in der sie einen "Absturz" und ein "Flugverbot" gewissermaßen erfunden hatten - von so einem Märchen über einen Absturz, den es niemals gab, bis zur Unwahrheit, dass "Smokehoods" angeblich NICHT für den Fall von Rauch an Bord vorgesehen seien, ist es dann wirklich nicht mehr weit. Traurig nur, wie tief angeblicher selbsternannter Qualitätsjournalismus gesunken ist und traurig, dass die Chefredaktion so einen journalistischen Unfug durchwinkt... Zum Glück ist der Artikel online hinter einer Paywall versteckt. Damit lesen es wenigstens nicht so viele Leute.

Text: N. Grund

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.