In Luftfahrtkreisen sind Thomas Aigner und sein Unternehmen "Pilotseye" längst über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus bekannt für hochwertige "special interest"-Produktionen, die es jedermann ermöglichen, einen Blick hinter die Kulissen und ins Cockpit eines modernen Airlines zu werfen - etwas, das seit den Anschlägen der radikal-muslimischen Terrororganisation Al-Quaida vom 11. September leider für Passagiere nicht mehr möglich ist. Doch dank des hohen Standards und der Professionalität seines Teams hat sich Medienprofi Thomas Aigner das Vertrauen von großen Airlines und ihren Mitarbeitern über viele Jahre hart erarbeitet, die "Pilotseye" somit immer wieder gerne mit an Bord nehmen. Was kaum jemand wissen dürfte: "Pilotseye" hat sogar ein Stück Luftfahrtmediengeschichte geschrieben, als das Team im Jahr 2007 erstmals Live-Bilder in HD-Qualität aus dem Cockpit eines A330 der mittlerweile leider vom Markt verschwundenen LTU direkt zu den Passagieren in der Kabine übertrug.
Im neuesten Video geht es mit einem brandneuen Condor A330neo von Condor von Deutschland aus in das Traumziel Mauritius. Der aktuelle Film ist zwar mit einer Laufzeit von rund 70 Minuten kürzer als frühere Produktionen, steht ihnen in der Qualität um nichts nach. Was ich hier, ebenso wie bei anderen "Pilotsye"-Filmen sehr angenehm finde, sind die vielen verschiedenen Kameraeinstellungen und die privaten Einblicke, welche die Crew gewährt. Noch immer gibt es einige Anbieter, die auf einige wenige fix installierte Kameras im Cockpit setzen und das war's. So etwas ist zwar für Profis und "Hardcore-Fans" (vor allem aus der Simmer-Szene) sehr nett anzuschauen, schreckt aber interessierte Laien, die noch nicht über so viel Fachkenntnis verfügen, mitunter ab. Davon hebt sich "Pilotseye" angenehm ab, was die Produktionen allgemein sowohl für Brancheninsider als auch Laien gleichermaßen interessant und verständlich macht - obwohl es keinen erklärenden OFF-Kommentar gibt. "Piloteseye" gelingt hier meiner Meinung eine perfekte Melange, um ein möglichst breites Publikum für seine Videos zu begeistern.
Auf dem Flug nach Mauritius stellen die drei Piloten, Flugkapitän Pierre Atlihan, Erster Offizier Johannes Haedicke und der Senior Erste Offizier Erich Prasler nicht nur das Cockpit des neuen Condor-Flaggschiffs A330neo bis ins kleinste Detail vor, sondern gewähren auch Einblicke in ihren persönlichen beruflichen Werdegang bzw. Alltag - und der ist vor allem bei Kapitän Atlihan, der nicht nur Pilot, sondern auch "Safety Manager, Director Safety, Security and Crisis Management" bei Condor ist ausgesprochen interessant. Er hat sich vom Lader (neben dem Studium, das er für die Flugausbildung - zum Schrecken seiner Mutter - hinschmiss) am Flughafen über die Tätigkeit als Flugbegleiter schlussendlich bis ins Cockpit hochgearbeitet, ein bei Weitem nicht alltäglicher Berufseinstieg. "Ich bin mit meinen Eltern auf Urlaub geflogen und durfte als kleiner Bub erstmals ins Cockpit", erzählt Kapitän Atlihan über seinen "Kindheitstraum", Pilot zu werden. "Ich war relativ lange Flugbegleiter und hab nebenbei die Pilotenausbildung gemacht."
Der Erste Offizier Haedecke wiederum nimmt die Zuseher in sympathischer Art und Weise mit auf den Outsidecheck. Danach ist man beim Abarbeiten der Checklisten (die im Übrigen auch ins Bild eingeblendet werden, sodass man mitlesen kann) quasi live im Cockpit dabei. Der englische Funkverkehr wird ebenso eingespielt, wie Übersichtskarten. Einblicke in die Condor-Technik werden ebenfalls gewährt. Traumhafte Aufnahmen aus dem Cockpit werden ergänzt mit atemberaubenden Eindrücken aus dem Inselparadies Mauritius, wo die gesamte Crew einige Frage genießt, ehe es wieder zurück nach Deutschland geht, der ebenfalls abgebildet wird. Wobei: Nach dem ersten Teil des Films möchte man gar nicht so wirklich zurück nach Deutschland, sondern liebe in der Wärme bleiben ...
Aus meiner Sicht ist dieser Film, den man sowohl preiswert erwerben als für einen bestimmten Zeitraum ausleihen kann nicht nur technisch professionell gemacht, sondern auch absolut sehenswert. Besonders beeindruckend fand ich zudem, wie sich die Technik zwischen dem klassischen A320-Cockpitdesign (das ja auch der A330 hat) und dem A330neo verändert hat und dadurch auch die Arbeit der Crew noch effizienter gestaltet werden kann.
Ich bin schon sehr gespannt auf das nächste Projekt von Thomas Aigner und dem "Pilotseye"-Team.
Text: Patrick Huber
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