Hinweis: In der ersten Fassung ist dem Verfasser ein Fehler hinsichtlich der Namen der Bundesheer-Piloten unterlaufen. Der Artikel wurde daher korrigiert. Ich entschuldige mich bei den betreffenden Draken-Piloten für den Fauxpas.
Seit ihrem Erstflug im Jahr 1958 bediente die "Nachrkriegs-AUA" ausschließlich Kurz- und MIttelstrecken. Lediglich von 1969 an versuchte man sich zwei Jahre lang mit einer von der belgischen Sabena geleasten Boeing 707 im Langstreckenverkehr,. Den damaligen Erstflug nach New York mit der 707 führte übrigens ein gewisser Charly Bräuer als Pilot durch - sein Sohn wiederum ist ebenfalls AUA-Pilot, war einer der beiden ersten Boeing 787 Piloten Österreichs und führte 2024 den Dreamliner-Erstflug der AUA nach New York durch, setzte damit die Familientradition fort.
Doch zurück in die Vergangenheit: Mangels wirtschaftlichem Erfolg gab die AUA das Langstreckenabenteuer 1971 wieder auf - und die geleaste Boeing 707 an Sabena zurück. Die kommenden Jahre bediente man mit DC-9 und später MD-80 primär den europäischen Markt sowie den Nahen und Mittleren Osten. Wer von Österreich aus in die Ferne wollte, der musste mit ausländischen Gesellschaften fliegen beziehungsweise hatte ab Ende der 1970er Jahre mit der privaten Fluggesellschaft Montana Austria eine (preiswerte) Alternative. Allerdings schlitterte Montana Anfang der 1980er Jahre in die Pleite ... Mitte der 1980er Jahre bestellte die AUA zunächst den Airbus A310-221 ein Großraumflugzeug für die Mittelstrecke, änderte die Bestellung jedoch nach 1985 auf die nun verfügbare Langstreckenversion A310-300 um. Die Version -300 unterschied sich vom Basismodell -200 durch eine vergrößerte Treibstoffkapazität und durch Winglets an den Tragflächenenden.

1988 flottete die AUA ihren ersten A310 ein, einen A310-324. Das Flugzeug - es traf am 22. Dezember 1988 in Wien ein und war damit gewissermaßen ein "Weihnachtsgeschenk" - erhielt die Kennung OE-LAA , den Namen "New York" und hob am 26. März 1989 zum kommerziellen Erstflug nach New York JFK ab. Es folgten die OE-LAB "Tokyo", ebenfalls ein A310-324 (1989), die OE-LAC "Paris", auch ein A310-324 (1991) und 1992 schließlich mit der OE-LAD "Chicago" ein A310-325.
Die AUA hatte ihre A310 (die Geschichte und Entwicklung dieses Typs beleuchte ich übrigens in meinem Buch "Tarom Flug 371 - Rumäniens schwerste Luftfahrtkatatsrophe" in einem eigenen Kapitel, sehr spannend, denn der A310 verfügte noch über ein Steuerhorn und war NICHT mit der Fly by Wire Steuerung der heutigen Airbus-Modelle ausgestattet) zunächst mit 172 Sitzen in einer Dreiklassen-Konfiguration (F12/C37/Y123) ausgestattet, wobei die damalige First Class weniger Komfort bot als beispielsweise die heutige Business Class im Dreamliner. Aber es waren eben andere Zeiten. Als die AUA ihre First Class mangels Nachfrage aufgab, erhöhte sich die Sitzplatzkapazität auf 196 Sitze (C30/Y166). Später wurde ein Flugzeug, das vermehrt im Charterverkehr eingesetzt wurde - die OE-LAC - mit 213 Plätzen ausgerüstet. Die A310 der AUA kamen im Linien- und Charterverkehr zum Einsatz, unter anderem nach New York, Tokio (Zwischenstopp in Moskau, hier wurde ein russischer Navigator an Bord genommen), Johannesburg (via Mombasa), Nepal, den Malediven, Sri Lanka, Bangkok, Jerewan, Alma Ata (heute Almaty), etc ... Im Charterverkehr wurde unter anderem der Mittelmeerraum bedient und in diesen Tagen - als die AUA eng mit der längst untergegangenen Swissair kooperierte - flogen die A310 mitunter auch auf der Strecke Wien-Zürich. Auch in Athen oder Rom waren die Maschinen zu sehen. Außerdem diente der A310 - als größtes Flugzeug der Austrian Airlines - auch als "Staatsflugzeug", wenn der Bundespräsident oder der Bundeskanzler auf offizielle Reisen gingen.

Die Langstrecke entwickelte sich für die AUA gut und schon bald begann man über eine Aufstockung der Langstreckenflotte mit A330 und A340 nachzudenken, die schlussendlich die kleineren und älteren A310-300 ablösen sollten.

Sukzessive wurden die vier A310 außer Dienst gestellt. Den letzten Flug in Austrian Airlines Farben absolvierte die OE-LAC "Paris" am 6. März 2000. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Flugzeug 35.888 Flugstunden und 7.758 Cycles absolviert. Dieser Flug führte die "Paris" zum Flughafen Paris Orly. Nach dem Start vom Flughafen Wien Schwechat erfolgte zunächst ein Low Pass zum Abschied von der ehemaligen Homebase, ehe sich im Raum Mariazell zwei Saab J-35Ö Draken und zwei Saab 105 als zum A310 gesellten. Natürlich war dieses Manöver im Vorfeld abgesprochen und detailliert geplant worden - in der Luftfahrt gilt schließlich "Safety first". Die Saab Draken wurden von Oberleutnant Eugen Pongratz (Formationsführer) und Offiziersstellvertreter Markus Fuetsch geflogen. In den Saab 105 saßen Hauptmann Dietl und der Kommandant der beiden Draken-Staffeln des Bundesheeres, Oberstleutnant Doro Kowatsch. Kowatsch ist Austrian Wings Lesern ein Begriff, denn er pensionierte Flieger und Offizier, im Ruhestand Präsident der Gesellschaft zur Förderung der Luftstreitkräfte, verunglückte im vorigen Sommer auf einer Bergtour tödlich und erhielt ein militärisches Ehrenbegebräbnis samt Missing Man Formation.


Ehe es schließlich nach Paris ging, führte die "Paris" noch tiefe Überflüge in Innsbruck (INN) und Salzburg (SZG) durch. Damit endete das Kapitel des A310 bei Austrian Airlines.
- Die OE-LAA "New York" flog nach ihrer AUA-Zeit bei Air Plus Comet sowie Hapag Lloyd und wurde schließlich von EADS zum Versuchstanker umgebaut. Erst Ende 2024 schickte der Konzern die Maschine in den Ruhestand
- Die OE-LAB "Tokyo" diente nach ihrer AUA-Dienstzeit ebenfalls unter anderem bei Air Plus Comet und landete nach einer Zwischenstation bei einem weiteren Betreiber schließlich als Frachter bei FedEx. 2019 wurde sie außer Dienst gestellt und 2020 schließlich verschrottet
- Die OE-LAC "Paris", die vor 25 Jahren als letzter A310 von der AUA ausgeflottet wurde, ging an Yemenia. Seit Juni 2019 scheint die Maschine als "stored" auf. Wann sie davor zuletzt mit zahlenden Passagieren in den Diensten der Fluggesellschaft des vom Bürgerkrieg zerrütteten Jemen in der Luft war, ist unklar.
- Die OE-LAD "Chicago" hatte nach ihrer Zeit bei der AUA mehrere Betreiber und flog zuletzt bei Azores Airlines. Die Airline nahm die Maschine im Herbst 2017 außer Betrieb; 2019 erfolgte die Verschrottung
Die A330 und A340, die den A310 ersetzten wurden übrigens wenige Jahre später ausgeflottet (viele Fotos davon finden sich in meinem Buch "Der Flughafen Wien in Bildern von 2005 bis 2006") und die AUA betrieb fortan eine reine Boeing-Langstreckenflotte, bestehend aus Boeing 767-300ER und Boeing 777-200ER, die man als unfreiwillige "Mitgift" bei der nicht ganz freiwillig erfolgten Übernahme der de facto insolvenzreifen Lauda Air erhalten hatte. Doch das ist eine andere Geschichte.

Text: Patrick Huber