12 Jahre nach Einflottung des ersten eigenen Langstreckentyps endete die Ära des Airbus A310 bei Austrian Airlines im März 2000. Der Abschiedsflug wurde von Saab J-35Ö Draken und Saab 105Ö des Bundesheeres begleitet - hier geht's zur großen Fotoreportage. Führer der Formation war Draken-Pilot Eugen Pongratz, Rufname "Razor" (Rasierer"). Im Gespräch mit Patrick Huber erinnert sich Pongratz für Austrian Wings zurück an diesem Tag, an dem ein Stück österreichischer Luftfahrtgeschichte geschrieben wurde.
Patrick Huber (PH): Herr Pongratz, wie kam es zu diesem Zusammentreffen zwischen dem letzten A310 der AUA und den Jets unseres Bundesheeres?
Eugen Pongratz (EP): "Ich erinnere mich noch gut an diesen Flug. Tage zuvor bekam die 2.Staffel des Überwachungsgeschwaders am Fliegerhorst Graz-Thalerhof einen Anruf der Einsatzzentrale, die uns über das geplante Vorhaben informierte. Es ging um einen simulierten Abfangeinsatz samt Fotoflug.
PH: Sie waren ja der Führer dieser Formation. Wie ging es dann in der Planung weiter?
EP: "Daraufhin telefonierte ich mit Cpt. Andreas Müller von der AUA. Wir brieften ausführlich die Manöver und die Formationsarten.
PH: War Cpt. Müller mit der Militärfliegerei vertraut?
EP: Ja, er war vor seiner Zeit bei der AUA selbst Einsatzpilot auf Saab 105 und sogar Mitglied der Karo As, einer Kunstflugstaffel des Bundesheeres, die von 1975 bis 1984 existierte.
PH: Haben Sie eigentlich jemals Fotos von sich im Draken von diesem Flug bekommen?
EP: Ja. Einige Tage später erhielten wir die Aufnahmen von Cpt. Müller. Uns wurde auch ein Gratislflug bei der AUA versprochen, der aber nie eingelöst wurde ... (lacht)
PH: Wie lief der "große Tag" dann ab?
EP: Am 6. März vormittags war es dann soweit. Offiziersstellvertreter Markus „Loctite“ Fuetsch und ich hatten an diesem Tag Einsatzbereitschaft am Fliegerhorst Thalerhof. Um 10:40h Lokalzeit ertönte die Sirene zum Alarmstart. Wir sprinteten zu unseren Jets, starteten die Triebwerke und rollten los. Fuetsch und ich starteten Richtung Süden mit vollem Nachbrenner und flogen in einer Linkskurve Richtung Norden. Der Tower übergab uns per Fuk an den Radarleitoffizier, der uns mit „BRA-calls“ (Bearing, Range, Altitude des A310) zum Ziel führte. Wir nahmen unsere gebriefte Formation ein und die Saab 105 positionierte sich - von uns ungesehen - um Fotos zu machen. Ich saß im Draken mit der taktischen Nummer 13, Markus in der Nummer 15.

PH: Konnten Sie die Passagiere, es waren ja geladene Gäste an Bord des A310, durch die Fenster eigentlich sehen?
EP: Ja, es war eine recht enge Formation aber natürlich alles völlig safe, wie ich betonen möchte. Cpt. Müller winkte mir aus dem Cockpit zu und an den Fenstern der Passagierkabine „klebten“ die Journalisten und Ehrengäste mit ihren Kameras.
PH: Was ist ihre prägendste Erinnerung an diesem Flug?

EP: Am eindrucksvollsten ist mir Folgendes in Erinnerung geblieben: Wenn der Airbus eine Kurve einleitete, musste ich meine Position sehr stark korrigieren. Denn durch die große Flügelspannweite des A310 von rund 44 Metern hob sich seine Fläche um circa 12 Meter. Das war für mich ungewohnt, da im Formationsflug mit einem Draken sich die Fläche nur um etwa 3 Meter hebt oder senkt.
PH: Wie lange dauerte der Formationsflug mit dem AUA-A310?

EP: Nach etwa 15 Minuten endete dieser Teil der Mission. Danach führten wir noch ein kurzes Luftkampftraining durch und landeten schließlich 43 nach dem Start wieder sicher auf dem Flughafen Graz Thalerhof.
PH: Heute fliegen Sie zivile Jets, soweit ich gehört habe?
EP: Das ist korrekt. Nach meiner Zeit beim Bundesheer wechselte ich zur AUA. Aktuell bin ich Pilot auf Boeing 777 und Boeing 787. Allerdings, das ist mir wichtig zu betonen, bin ich dem Überwachungsgeschwader des Bundesheeres noch immer als Milizsoldat verbunden und nehme regelmäßig an Übungen als Major der Reserve teil.

PH: Vielen Dank für das Gespräch.

EP: Sehr gerne.
(red)