Rückblick: 24. März 2015. Ein Airbus A320-200 der Germanwings, einer Tochtergesellschaft der Lufthansa, soll von Barcelona nach Düsseldorf fliegen. Ankommen wird der Flieger allerdings nie. Denn 41 Minuten nach dem Start zerschellt er in den Bergen Frankreichs. Der Grund: Co-Pilot Andreas Lubitz, ein psychisch schwer gestörter Mensch, hat den Kapitän aus dem Flight Deck ausgesperrt und den Jet dann gecrhased. Neben dem Todespiloten starben alle anderen 149 Insassen des Fluges 4U9525, so die Flugnummer des Germanwings-Fluges nach DUS. Diesen Ablauf haben die Ermittlungen einer Expertenkommission aus mehreren europäischen Ländern ergeben. Es gibt für die meisten anerkannten Experten in der Branche daran nicht auch nur den geringsten Zweifel.
Doch Simon Hradecky, Betreiber des Aviation Herald, verbreitet seit Jahren eine andere These, wie auch Luftfahrtfachjournalist und Buchautor Patrick Huber weiß: "Herr Hradecky, ich schätze ihn sehr, das möchte ich unterstreichen, verbreitet seit Jahren etwas, das man nicht anders als Verschwörungsunsinn nennen kann, zum Thema Germanwings. Er hat mir über Jahre seine angeblichen ,Beweise" geschickt und versucht mich von seinen kruden Szenarien zu überzeugen. Ich habe seine angeblichen ,Beweise' nicht nur selbst intensiv geprüft, sondern sie außerdem Piloten, Technikern und sogar Juristen vorgelegt. Alle haben den Kopf geschüttelt und mir bestätigt, was mein Bauchgefühl ohnedies gesagt hatte. Finger weg, da ist nichts dran. Deshalb gab es von mir auch nie einen Bericht, in dem ich das aufgegriffen hätte. Mir ist übrigens zu Ohren gekommen, dass ich bei Weitem nicht der einzige Fachmann war, der Herrn Hradecky im Vorfeld darauf hingewiesen hat, dass an seinen Theorien rein gar nichts dran ist. Sie sind aus meiner Sicht und aus der Sicht aller externen Fachleute, die ich konsultiert habe, nicht nur unbewiesen, sondern auch unbeweisbar. Diese Spekulationen bewegen sich auf dem Niveau von ,Ist die Erde vielleicht doch eine Scheibe?'".
Mehrere Journalisten und Medien haben aus gutem Grund die Finger von der Verbreitung der Thesen von Herrn Hradecky gelassen. Weil sie völlig unplausibel, unbewiesen und letzten Endes wohl auch unbeweisbar sind.
Luftfahrtjournalist und Buchautor Patrick Huber
Huber gilt als ausgewiesener Fachmann, er hat nicht nur die Standardwerke zum Flugtagunglück von Ramstein, zum Absturz des ersten Lufthansa-Jumbos und zum Flugunfall in Lockerbie geschrieben, sondern auch 16 weitere Bücher, fast alle davon zu Themen der Luftfahrt. Das jüngste erschien im Januar und trägt den Titel "Germanwings Flug 9525 - Absturz in den französischen Alpen". Austrian Wingsh at es hier bereits rezensiert. Darin widmet sich der Autor gleich mehreren Verschwörungstheorien, unter anderem jenen, die von Simon Hradecky verbreitet werden. Huber. "Egal, ob man das nun alternatives Szenario, neue Theorie oder Verschwörungstheorie nennen will. Einer faktischen Prüfung hält nichts davon stand. Mir ist auch bekannt, dass Hradecky seine unbewiesenen und unbeweisbaren Theorien mehreren Journalisten und auch TV-Sendern verkaufen wollte. Es kommt nicht von ungefähr, dass die meisten von ihnen abgelehnt haben. Ich weiß von Journalistenkollegen, die stundenlang bei ihm in Salzburg waren, sich alles angehört haben und dann ,Nein, danke' gesagt haben. Aus gutem Grund, das habe ich auch bereits hier auf Austrian Wings in einem Kommentar ausführlich dargelegt."

Trotzdem gingen zwei österreichische Journalisten dem Salzburger Computerexperten Hradecky ganz offenbar in die Falle, vielleicht weil sie eine gute Story gewittert haben. Das hat mich zuerst überrascht. Als ich dann aber erfahren habe, dass es sich dabei um die gleichen Journalisten gehandelt hat, die vor Jahren aus einer erfolgreichen Notlandung eines Hubschraubers schon mal reißerisch einen "Absturz" gemacht hatten oder ihren Lesern in einem "Faktenkästchen" erklärt haben, dass "Smokehoods" überhaupt nicht vor Rauch schützen, aber für den Fall eines Druckverlustes da seien, wunderte mich nicht, dass sie dem Verbreiter von wilden Spekulationen so viel Platz einzuräumen.
Auf einer ganzen Seite darf Hradecky fast unwidersprochen seine Verschwörungstheorien ausbreiten, wonach nicht einmal Andreas Lubitz, sondern der Kapitän im Cockpit gewesen sein könnte. Alle Experten, die ich dazu befragt habe, können das nicht nachvollziehen.
Auch die von den Journalisten verbreitete Behauptung Hradeckys, dass "im Einschlagkrater nur die Überreste des Piloten Patrick Sondenheimer, aber keine des Ersten Offiziers Lubitz" gefunden worden seien, ist nachweislich falsch, wie Experte Patrick Huber weiß: "Zunächst einmal gab es überhaupt nichts, was man einen ,Einschlagkrater' nennen könnte. Der Airbus zerschellte an einem gewaltigen Bergmassiv und wurde regelrecht pulverisiert. Da war nichts, was man landläufig als einen einzelnen ,Einschlagkrater' bezeichnen würde. Davon kann sich jeder über eine einfache Google-Bildersuche vom Absturzort überzeugen. Das ist das Eine. Das Andere ist, dass durch molekularbiologische Erkenntnisse zweifelsfrei gesichert ist, dass sich zum Zeitpunkt des Aufpralls ausschließlich Andreas Lubitz im Cockpit, der Kapitän in der Kabine befand. Wer das nicht bewiesene und auch gar nicht beweisbare Gegenteil behauptet und damit in den Raum stellt, dass der Kapitän möglicherweise die Tat begangen habe, könnte sich unter Umständen sogar strafbar machen."
Auch Hradeckys wilde Spekulationen, dass die Stimme auf dem Cockpit Voice Recorder die des Kapitäns sei, hält Experte Huber für "blanken Unsinn": "Es ist zu hören, wie der Kapitän gegen 09:30 Uhr UTC gegenüber dem Ersten Offizier Andreas Lubitz anmerkt, dass er jetzt die Toilette aufsuchen werde. Um 09:30:13 Uhr UTC fährt Kapitän Sondenheimer seinen Sitz zurück, auch das ist auf dem Stimmenrekorder zu hören. Dann verlässt er das Cockpit, das Öffnen und Schließen der Tür ist ebenfalls zu vernehmen. Danach ist Andreas Lubitz alleine im Cockpit. Das ist forensisch unstrittig bewiesen."
"Durch die Aufnahmen des Cockpit Voice Recorders ist ebenso wie durch DNA-Spuren im Bereich des Cockpits am Absturzort ganz klar belegt, dass Kapitän Sondenheimer das Cockpit vor dem Absturz verlassen hatte und sich der Erste Offizier Andreas Lubitz während des von ihm vorsätzlich eingeleiteten Sinkfluges und zum Zeitpunkt des Aufpralls allein im Cockpit befand. Zu behaupten, der Kapitän habe sich im Cockpit befunden und nicht der erste Offizier, ist so unsinnig, dass einem die Worte fehlen."
Buchautor Patrick Huber
"Zum Thema ,Stimme auf dem Cockpit Voice Recorder': Sagt es nicht schon alles aus, dass die Familie des Todespiloten Andreas Lubitz die ihr von den deutschen und französischen Behörden auf Kulanz angebotene Möglichkeit, die Aufnahmen selbst anzuhören, ausgeschlagen hat? Die Familie hat übrigens aktiv um diese Möglichkeit, auf die sie keinen Rechtsanspruch hatte, gebeten und dann den schon vereinbarten Termin kurzfristig abgesagt.Buchautor Patrick Huber
Die beiden Journalisten geben Hradeckys Spekulationen dann noch weiteren Raum. Sie schreiben über angeblich gelöscht Handyvideos. Huber dazu: "Ich bin im Zuge der Recherchen zu meinem Buch über den Germanwings-Absturz natürlich ebenfalls auf diese Behauptungen gestoßen. Wir müssen festhalten: Es gibt zunächst einmal überhaupt keinen forensischen Beweis, dass jemand gefilmt hat, zumindest nicht als der Kapitän einfach routinemäßig auf die Toilette ging. Warum sollte man das tun? Wenn überhaupt, wäre später gefilmt worden, als der Kapitän versuchte, die Cockpittüre aufzubrechen. Doch das wäre optisch für die Passagiere vermutlich gar nicht zu sehen gewesen, weil die Flugbegleiter mit Sicherheit den Vorhang zwischen Kabine und Bordküche zugezogen hätten, um eine Panik zu vermeiden. Selbst wenn Videos gemacht worden wären, hätten sie vermutlich gar nichts gezeigt außer einem Vorhang. Aber mal völlig davon abgesehen, ist fraglich, ob die Speicherkarten den Absturz überhaupt überlebt hätten. Warum ist das zweifelhaft? Nun, beim Absturz einer Ju 52 in den Schweizer Alpen 2018 verunglückte das Flugzeug aus sehr geringer Höhe mit niedriger Geschwindigkeit, blieb aber im wesentlich als ein großes Wrackteil auf dem Boden liegen. Doch sogar damals war der Inhalt vieler Speicherkarten von Handys der Passagiere nicht mehr zu retten. Im Fall von Germanwings 9525 erfolgte der Aufprall mit viel höherer kinetischer Energie, das Flugzeug und alle Insassen wurden in Stücke gerissen. Schon rein statistisch ist die Wahrscheinlichkeit, dass allfällige Handyaufnahmen das heil überstanden hätten, sehr gering. Man bräuchte sie aber auch gar nicht, weil durch andere aussagekräftige Daten den Hergang der Katastrophe forensisch lückenlos bewiesen haben."
Dann gehen die beiden Journalisten auf das Thema "Fume Events" ein, bei denen giftige Dinge in Flugzeuge eindringen und Personen handlungsunfähig machen können. Eine damit in Zusammenhang stehende Theorie: Todesflieger Andreas Lubitz wäre deshalb bewusstlos geworden. Was aber immer noch nicht erklärt, wie es zu dem Sinkflug kam. Auch diese Theorie ist für die meisten Fachleute unhaltbar, wie Patrick Huber erklärt: "Fume events gibt es und sie können ein Risiko für Passagiere und Besatzungsmitglieder darstellen, das belegen viele Vorfälle in der Vergangenheit. Besonders tragisch haben wir das im Fall der SWISS-Notlandung im Dezember 2024 in Graz gesehen, wo ein junger Flugbegleiter ums Leben kam. Ich habe selbst darüber geschrieben. Im Fall von Germanwings 9525 haben Fume Events jedoch mit Sicherheit keine Rolle gespielt. Denn selbst im Fall eines heftigen Fume Event verliert der Pilot nicht in Sekundenbruchteilen das Bewusstsein, sondern hat in der Regel Zeit, seine Sauerstoffmaske aufzuziehen. Das wird regelmäßig trainiert, es ist ein sogenanntes ,memory item", für das die Piloten nicht einmal eine Checkliste benötigen. 2010 gab es bei Germanwings ein heftiges Fume Event, das fast zum Absturz geführt hätte. Aber sogar damals schafften es BEIDE Piloten, ihre Sauerstoffmasken aufzusetzen. Selbst beim SWISS-Vorfall im Dezember hatten sowohl Piloten als auch Flugbegleiter Zeit ihre Masken aufzusetzen, obwohl der Vorfall extrem kritisch war. Zudem ergibt sich aus der Atmung von Andreas Lubitz, die auf dem Stimmenrekorder zu hören ist, keinerlei Indiz für ein solches Fume Event .Aber selbst wenn, es würde nicht erklären, wieso das Flugzeug genau in diesem Augenblick in den Sinkflug gegangen wäre."
"Während des von ihm eingeleiteten Sinkfluges nahm Andreas Lubitz nachweislich mehrfach Veränderungen an den Einstellungen des Autopiloten vor und betätigte außerdem noch den Sidestick, der sich rechts von ihm befand. Wäre er handlungsunfähig oder bewusstlos gewesen, hätte er das nicht tun können. Damit ist im Umkehrschluss einmal mehr ohne berechtigten Zweifel belegt: Andreas Lubitz war bei Bewusstsein, handlungsfähig und hat den Airbus vorsätzlich gegen den Berg gesteuert. Das ist durch vielerlei forensische Beweise nachgewiesen."
Experte Patrick Huber
Dann greifen die beiden Redakteure noch den Punkt mit dem Notfallcode auf. Denn selbst für den Fall, dass ein Computerfehler den Airbus automatisch in den Sinkflug bringt und der im Cockpit befindliche Pilot genau dann bewusstlos wird, gibt es in jedem Verkehrsflugzeug die Möglichkeit über die Eingabe eines Notfallcodes ins Cockpit zu gelangen. Neben Simon Hradecky spekutlierte bereits der von der Familie Lubitz beauftragte Privatgutachter in einem 2017 veröffentlichten Papier über einen möglichen Defekt am Eingabefeld. Allerdings fanden sich in den Wartungsunterlagen keinerlei Nachweise, dass das Panel in irgendeiner Art und Weise defekt gewesen wäre. Das erkennen immerhin sogar die Journalisten mit ihrer vermeintlichen "Aufdeckerstory" an.
"Sie werden auf der ganzen Welt wahrscheinlich kaum einen ernstzunehmenden Experten finden, der begründete Zweifel an der Verantwortlichkeit von Andreas Lubitz für die Katastrophe von Germanwings Flug 9525 hat. So eine Untersuchung wird ja nicht von einer einzelnen Person im stillen Kämmerlein gemacht, da sind Dutzende Experten aus vielen verschiedenen Ländern beteiligt. Außerdem arbeiten die Pilotenverbände intern solche Unfälle auch auf. Und weder bei der größten deutschen Pilotenvereinigung, der Vereinigung Cockpit, noch bei der Austrian Cockpit Association, hält man etwas von den skurrillen Theorien, die von der Familie Lubitz oder Herrn Hradecky in die Welt gesetzt werden. Für mein Buch über den Germanwings-Absturz habe ich unter anderem den Präsidenten des österreichischen Berufspilotenverbandes interviewed. Der Mann ist selbst A320-Kapitän und hat mir die Plausibilität des offiziellen Abschlussberichtes ausdrücklich bestätigt."
Luftfahrtjournalist und Buchautor Patrick Huber
"Was ich sagen kann ist, dass der Abschlussbericht plausibel ist und es aus unserer Sicht keinen Grund gibt, an den dort gewonnenen und veröffentlichen Erkenntnissen zu zweifeln."
A320-Kapitän Dominic Z'graggen, Präsident der ACA, zitiert aus "Germanwings Flug 9525 - Absturz in den französischen Alpen
Glaubt man der von den beiden Zeitungsredakteuren recht unkritisch wiedergegebenen These von Simon Hradecky, dann hat sich alles so abgespielt: Ein Pilot, vielleicht sogar der Erste Offizier selbst, verlässt das Cockpit. In genau diesem Augenblick bringt der Bordcomputer den Airbus automatisch in einen Sinkflug. Exakt in diesem Moment wird die im Cockpit befindliche Person bewusstlos und der außerhalb des Cockpits befindliche Pilot kann deshalb nicht ins Cockpit zurück, weil angeblich das Eingabefeld für den Notfallcode defekt ist. Ein solches Szenario ist für Experten völlig unplausibel, weiß Fachjournalist Huber: "Ich kenne diese und ähnliche Verschwörungstheorien. Es ist natürlich absoluter Humbug. Selbst wenn wir mal davon absehen, wie unwahrscheinlich dieses Szenario rein mathematisch betrachtet theoretisch wäre, gibt es nicht den geringsten forensisch bewiesenen Beweis dafür. Für mein Buch habe ich mit Juristen, Technikern und Piloten gesprochen und korrespondiert, über Jahre immer wieder. Ein durch ein Studium als Diplom Ingenieur technisch besonders qualifizierter A320-Kapitän hat mein Manuskript zudem Korrektur gelesen und dabei ein besonderes Augenmerk auf das Kapitel über die Verschwörungstheorien gelegt. Auch er befindet, dass es nicht den geringsten Zweifel an der offiziellen Version gibt, weil durch forensische Beweise der Absturzhergang und die Verantwortung von Andreas Lubitz ohne den geringsten Zweifel belegt ist."
Könnte aber nicht vielleicht doch ein Computerfehler, so wie von Hradecky und den Redakteuren in den Raum gestellt, zum Sinkflug geführt haben. Dazu wiederum Luftfahrtprofi Patrick Huber: "Grundsätzlich kann ein Computerfehler natürlich einen Sinkflug automatisch einleiten. Das hat es in der Vergangenheit schon gegeben. Allerdings haben die Piloten dann eingegriffen und den Sinkflug gestoppt. Im Fall von Germanwings 9525 erscheint es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, dass der Sinkflug auf 100 Fuß von einem Computerproblem verursacht wurde. Warum kann man da so sicher sein? Nun, wie die Auswertungen der Flugschreiber ergeben haben, gab es die Veränderung der Flughöhe auf 100 Fuß nämlich schon einmal auf dem Hinflug von Düsseldorf nach Barcelona. Und wiederum genau in dem Zeitraum als der Kapitän auf der Toilette war. Andreas Lubitz hat hier quasi eine ,Generalprobe" für den späteren Absturz durchgeführt. Jetzt möge sich jeder selbst überlegen: Wie wahrscheinlich ist es, dass exakt der gleiche Computerfehler auf dem Hin- und dem Rückflug justament dann auftritt, wenn der Kapitän das Cockpit verlassen hat und ein psychisch kranker Co-Pilot dort allein ist?"
Bleibt noch ein Punkt, der von Hradecky und anderen Verschwörungstheoretikern gerne als "Beweis" dafür genutzt wird, dass die gesamte öffentliche Untersuchung zum Absturz falsch sei. Die Ermittler schreiben, dass Andreas Lubitz die Höheneinstellung von 38.000 Fuß innerhalb einer Sekunde verändert habe. Das sei aber unmöglich. "Stimmt", sagt Experte Huber: "Das haben mir auch zahlreiche Piloten für mein Buch bestätigt. Das ist EIN einzelner Punkt, der nicht ausreichend erläutert wird, das Gesamtbild, wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Aufnahmen des Stimmenrekorders und die DNA-Spuren aus dem Cockpitbereich sowie viele weitere forensische Beweise haben, ändert sich dadurch aber nicht. Ich habe mittlerweile 18 Bücher zu Luftfahrtthemen geschrieben und mich durch tausende Seiten von Unfallberichten gearbeitet. Sie können in JEDEM einzelnen davon gewisse Ungereimtheiten und Flüchtigkeitsfehler finden wenn Sie wollen, ohne, dass das etwas an den forensischen Beweisen in ihrer Gesamtheit ändern würde. Möglicherweise liegt hier einfach ein falscher ,Zeitstempel' bei der Aufzeichnung vor oder es gab einen kurzen Aussetzer in der Stromversorgung und deshalb wurde die Zeitspanne, in der die Flughöhe verändert wurde, mit 1 Sekunde aufgezeichnet, obwohl es tatsächlich wohl eher 2 bis 5 Sekunden waren. Das, was man der internationalen Expertenkommission, die seriöse und großartige Arbeit geleistet hat, allenfalls vorwerfen kann, ist, dass sie in ihrem Bericht keine Erklärung dafür geliefert hat. Aber vermutlich hat man einfach nicht damit gerechnet, dass so eine völlig unbedeutende Kleinigkeit zum Einfallstor für die wildesten Verschwörungstheorien werden würde. Übrigens, als 1995 der Tarom Flug 371 abstürzte, über den ich ebenfalls ein Buch geschrieben habe, waren die Werte für das Seitenruder auf dem Flugschreiber falsch aufgezeichnet. Damals wäre nie jemand auf die Idee gekommen, daraus abzuleiten, dass die ermittelte Absturzursache nicht stimmen könnte, weil diese Werte falsch seien. Denn es gibt ja bei einem Absturz zumeist nicht nur einen einzelnen Beweis, sondern ein Faktenkonvolut, das war damals bei Tarom 371 ebenso wie bei Germanwings 9525 20 Jahre später."
(red JT)
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