Punktlandung

Kommentar: Sky-Doku über Absturz von Germanwings Flug 9525 wirft schon jetzt Fragen auf

Der psychisch kranke Co-Pilot Andreas Lubitz sperrte am 24. März 2015 seinen Kapitän aus dem Cockpit aus und brachte das Flugzeug anschließend zum Absturz. Dadurch tötete er 149 unschuldige Menschen. Dieser Ablauf ist forensisch zweifelsfrei bewiesen. Trotzdem werden bis heute hanebüchene Verschwörungstheorien verbreitet und/oder der erwiesene Ablauf in Frage gestellt. Zwei Protagonisten, die solche alternativen Szenarien in den Raum stellen, wird in der Sky-Doku eine Plattform geboten. - Foto: Austrian Wings Media Crew

Neben der großartigen und ausschließlich auf seriösen forensischen Fakten basierenden ARD-True Crime Doku "Der Germanwings-Absturz - Chronologie eines Verbrechens" (Austrian Wings berichtete), hat auch der Bezahlsender Sky einen Filmbeitrag zum Absturz von Flug Germanwings 9525 gestaltet. Doch schon die Ankündigung lässt Fachleute skeptisch aufhorchen: Denn die Macher gewähren Personen, die fragwürdige Theorien und völlig unplausible Schlussfolgerungen verbreiten, Raum. Dadurch könnten Hinterbliebene der Opfer des Todespiloten Andreas Lubitz irritiert, brüskiert oder im schlimmsten Fall womöglich sogar retraumatisiert werden. Zum Glück treten darin auch Experten, die sich an die harten Fakten halten, als Korrektiv auf. Trotzdem bleibt schon vor der Veröffentlichung ein schaler Beigeschmack. Denn nach einem Blick auf die Presseerklärung und den Trailer hat manch einer schon den nicht ganz unbegründeten Verdacht, dass die Reise vielleicht weniger in Richtung faktenbasierte Darstellung der zweifelsfrei bewiesenen Umstände als vielmehr in Richtung von unbewiesenen Spekulationen gehen könnte. Denn mindestens ein großer deutscher Fernsehsender hatte die Verbreitung der Spekulationen zuvor bereits abgelehnt, und das sicherlich aus gutem Grund. Ein Kommentar von Patrick Huber.

Seit 28. Januar ist in der ARD-Mediathek eine ganz ausgezeichnete True Crime Doku über den Absturz von Germanwings 9525 erhältlich. Im Vorjahr veröffentlichte der SWR einen hörenswerten Podcast mit dem renommierten Gerichtspsychiater Dr. Peter Winckler (✝) zum Thema. Ein weiterer Podcast zum Thema Germanwings 9525 erschien gestern auf "Flugforensik.de". Ich selbst habe Mitte Januar mein Sachbuch "Germanwings Flug 9525 -Absturz in den französischen Alpen"  veröffentlicht, in dem ich den Ablauf der Katastrophe und die Unfalluntersuchung bis ins kleinste Detail nachzeichne. Eine Rezension dieses Buches finden Sie unter anderem hier. In mehreren Kapiteln widme ich mich außerdem dem umstrittenen Privatgutachten der Familie Lubitz und widerlege kursierende Verschwörungstheorien durch harte Fakten. Es sind zum Teil genau jene "Theorien", von denen angesichts der von Sky veröffentlichten Presseerklärung und des Trailers zu befürchten steht, dass die Macher der Sky-Doku ihnen unter Umständen in von einigen Menschen als unangemessen empfundener Art und Weise Raum einräumen könnten. 

Fakten gegen Verschwörungstheorien. Das Buch "Germanwings Flug 9525 - Absturz in den französischen Alpen" ist als Soft- und als Hardcover erhältlich.

Genau wird man das aber freilich erst nach der Ausstrahlung wissen, keine Frage. Obwohl die Presseaussendung der Trailer seit gut einem Monat verbreitet werden, gab es von Sky bisher keine Möglichkeit eines "Preview" der Dokumentation für die Presse. Ich weiß von Kollegen, die diesbezüglich angefragt hatten. Auf eine erste E-Mail erhielten sie überhaupt keine Antwort, auf Nachfrage hieß es dann, dass es "voraussichtlich" zu einem "späteren Zeitpunkt" die Möglichkeit geben würde, die Dokumentation vor der Ausstrahlung anzusehen. Man werde sich bei den Kollegen melden. Das war vor etwa einem Monat. Nun, bis heute ist das nicht geschehen, soviel ich weiß. Die ARD dagegen war bei ihrer True Crime Dokumentation, die ich geradezu als Lehrbeispiel für hochwertigen Journalismus empfehlen möchte, völlig transparent und ermöglichte es Journalisten, den Beitrag ab einem ganz bestimmten und kommunizierten Zeitpunkt vorab zu sehen, reagierte auch auf eine erste Anfrage umgehend.

Zurück zu Sky: Soweit aus der Presseerklärung und dem Trailer ersichtlich, kommen dort neben unstrittig anerkannten Experten wie dem auch als "Flugforensiker" bekannten deutschen Fachjournalisten Andreas Spaeth und dem Luftverkehrsexperten Elmar Giemulla auch Tim van Beveren und Simon Hradecky zu Wort. Diese beiden Protagonisten verbreiten, obwohl in Luftfahrtfragen grundsätzlich sehr versiert, zum Thema Germanwings 9525 allerdings seit Jahren Behauptungen, über die in der Fachwelt und unter etablierten Experten sowie Verkehrspiloten zumeist nur der Kopf geschüttelt wird, so jedenfalls meine Erfahrung und Rückmeldungen. Denn diese Theorien sind völlig abwegig, es liegen ihnen keinerlei forensische Beweise zugrunde, zum Teil sind es wilde Spekulationen bzw. völlig falsche Schlussfolgerungen, die durch keinerlei Tatsachensubstrat gestützt werden, wie mir auch alle Experten, mit denen ich im Zuge der Recherchen in den vergangenen 10 Jahren gesprochen und/oder korrespondiert habe, bestätigt haben. Ich darf dazu bereits an dieser Stelle auf mein großes Interview mit dem Düsseldorfer Staatsanwalt Christoph Kumpa verweisen, der den Fall ebenfalls intensiv untersucht hat. Der Staatsanwalt lehnte angesichts des Umstandes, dass in der Sky-Doku auch Simon Hradecky mit seinen wilden Spekulationen zu Wort kommt, einen Auftritt vor der Kamera ab, gewährt in seinem mit mir geführten Interview allerdings erhellende Einblicke, wie im Vorfeld der Produktion zumindest teilweise und von einigen mitwirkenden Akteuren augenscheinlich gearbeitet wurde.

Tim van Beveren zog im Jahr 2017 beispielsweise in einem bezahlten Auftragsgutachten für den Vater des Todespiloten Andreas Lubitz den forensisch zweifelsfrei bewiesenen Ablauf der Katastrophe in Zweifel, konnte aber kein plausibles Alternativszenario vorlegen. Viele der auf der Pressekonferenz (ich war für "Austrian Wings" ebenfalls eingeladen) anwesenden Medienvertreter schienen nur fassungslos zu sein über die hanebüchenen Behauptungen, die dort verbreitet wurden und die einem Faktencheck natürlich nicht standhielten. Darüber hinaus schien dort ein Klima der "Message Control" zu herrschen, mein Eindruck war, "DDR Light", wie ich es auch im entsprechenden Kapitel meines Buches (Format A5, 232 Seiten mit 56 Abbildungen ISBN Softcover: 978-3-818776-24-4 ISBN Hardcover: 978-3-818776-21-3) im Detail beschreibe.

Noch spekulativer sind die Theorien von Simon Hradecky, dem die Sky-Dokumentation ebenfalls breiten Raum bietet. Das ist insofern nicht nachvollziehbar als sich Hradecky in der Vergangenheit einen Namen als kluger Kopf, als Analytiker im Zusammenhang mit Flugunfällen gemacht hat. Mir haben Angehörige von Opfern berichtet, dass sie das was Herr Hradecky dazu verbreitet aus ihrer Sicht für, ich zitiere, "absoluten Schwachsinn" halten, der sämtlichen vorliegenden Fakten widerspricht. Ich selbst befasse mich seit 10 Jahren mit dem Thema Germanwings-Absturz und kann nur sagen, dass das, was Herr Hradecky in diesem Zusammenhang behauptet beziehungsweise mir gegenüber schriftlich in der Vergangenheit behauptet hat, bei gründlicher Betrachtung und Analyse tatsächlich so unplausibel erscheint, dass es sowohl nach meiner Einordnung als auch nach der Einschätzung aller Fachleute, mit denen ich in den vergangenen Jahren gesprochen habe, ins Reich der Phantasie gehört. Das habe ich ihm schon persönlich im Vorfeld der Dokumentation wiederholt mitgeteilt und ihm ausdrücklich davon abgeraten, mit solchen unbelegten und unbelegbaren Spekulationen an die Öffentlichkeit zu gehen. Mir ist auch zu Ohren gekommen, dass ihm andere Fachleute, die er diesbezüglich kontaktiert hat, ebenfalls davon abgeraten hätten. Ich finde es sehr schade, dass er sich da ganz offensichtlich total beratungsresistent in etwas verrannt hat und blind für die forensisch bewiesenen Fakten ist. Denn mit derartigen Theorien gefährdet er potentiell auch den bislang guten Ruf seines Portals ,Aviation Herald', das er mit viel Herzblut und Engagement aufgebaut hat und für das nicht nur ich ihm allergrößten Respekt und Wertschätzung zolle. Ich habe ebenfalls schon zahlreiche Rückmeldungen von Personen, die den Trailer der Sky-Doku gesehen haben erhalten. Sie alle waren fassungslos, dass sich Simon Hradecky für solche spekulativen Behauptungen überhaupt hergibt.

Kritik muss sich aus meiner Sicht auch der Sender Sky selbst gefallen lassen. Denn die im Pressetext des Senders aufgestellte Behauptung, dass, Zitat, "die Angehörigen" (der Absturzopfer) eine "neue Untersuchung" fordern, ist absolut nicht nachvollziehbar, sondern irreführend, weil damit suggeriert wird, dass hier ein einhelliger Konsens unter allen ("den") Hinterbliebenen der Lubitz-Opfer herrsche. Doch dieser Wunsch ist nach meinem eigenen Recherchestand bei der Mehrheit der Hinterbliebenen keineswegs vorhanden. Soweit ich es eruieren konnte, ist für den Großteil der Hinterbliebenen nämlich völlig klar, dass Andreas Lubitz der Alleinverantwortliche für den Absturz ist. Das entspricht auch den forensischen Beweisen und ich möchte in diesem Kontext noch einmal auf mein mit Staatsanwalt Kumpa geführtes Interview verweisen

Korrekterweise sollte Sky daher aus meiner Sicht nicht allgemein gültig ,die Angehörigen' in seinem Pressetext schreiben, sondern das präzisieren und die Formulierung ,manche Angehörige' verwenden. Das trifft es nach meiner Einschätzung schon viel eher und wäre seriöser.

Angehörige mittels "Gehirnwäsche" manipuliert?
Und da wäre außerdem noch zu hinterfragen ob, von wem und wie die Angehörigen, die das jetzt auf einmal angeblich oder auch tatsächlich "fordern", vorher mit Zweifeln regelrecht ,bearbeitet' worden sind. Nur zur Klarstellung: Das ist keine wie auch immer geartete Unterstellung an Sky und ich behaupte auch nicht, dass so etwas, wenn es das gegeben haben sollte, von Sky ausgegangen ist oder dass, wenn es erfolgt sein sollte, bei Sky überhaupt jemand davon gewusst hat. Nein.

Der Unglücks-A320, der von Andreas Lubitz vorsätzlich gegen einen Berg gesteuert wurde. Seine Familie will diesen Umstand bis heute nicht anerkennen und behauptet, dass Andreas Lubitz, die Tat nicht begangen habe. - Foto: Sebastian Mortier / Wikipedia Commons

Aber mir ist aus erster Hand zu Ohren gekommen, dass verschiedene Personen in der Vergangenheit immer wieder versucht haben, Angehörige, für die der forensisch bewiesene Ablauf der Ereignisse an Bord des Fluges Germanwings 9525 vom 24. März 2015 bis dato außer Frage stand, im Sinne von Verschwörungstheorien und dubiosen Alternativszenarien zu beeinflussen. Dabei fiel auch der Terminus "Gehirnwäsche". Starker Tobak. Sogar bei mir selbst wurde das von verschiedenen Seiten immer wieder versucht, viele Jahre lang, wiederholt, doch ich habe gegen jede Art von Manipulationsversuchen schon berufsbedingt eine gewisse Resilienz entwickelt und bin darüber hinaus mit gründlicher Recherche und Faktenchecks vertraut. Otto-Normalbürger, noch dazu wenn es sich um einen trauernden Angehörigen handelt, ist das dagegen womöglich nicht in dieser Art und Weise.

Der Grundsatz seriöser journalistischer Arbeit lautet: "Audiatur et altera pars", was so viel bedeutet, wie man möge immer auch "die andere Seite anhören".

Ich habe daher selbstverständlich alle mir von diesen Leuten vorgelegen vorgeblichen "Beweise" für einen alternativen Absturzhergang und die angebliche "Unschuld" von Andreas Lubitz penibel geprüft, dabei externe Fachleute wie Verkehrspiloten, etc ... zu Rate gezogen und allesamt kamen wir stets zu dem gleichen Schluss: Das einzig plausible Szenario ist jenes, das forensisch ohne jeden Zweifel bewiesen ist - dass Andreas Lubitz das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz gebracht hat. Das sehen nicht nur die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und die Experten der internationalen Untersuchungskommission, sondern auch die Standesvertretungen der Berufspiloten wie etwa die Vereinigung Cockpit oder die Austrian Cockpit Association (ACA) so. Der ACA-Präsident - übrigens selbst aktiver Airbus A320-Kapitän - sagt in meinem Buch "Germanwings Flug 9525 - Absturz in den französischen Alpen" im Exklusivinterview zum Thema sogar wörtlich: "Was ich (...) sagen kann ist, dass der Abschlussbericht plausibel ist und es aus unserer Sicht keinen Grund gibt, an den dort gewonnenen und veröffentlichen Erkenntnissen zu zweifeln." 

Schon 2017, nach der Präsentation des fragwürdigen Privatgutachtens der Familie Lubitz, positionierte sich die Vereinigung Cockpit, die den Unfall selbst auch untersucht hatte, klar. Ihr damaliger Sprecher Markus Wahl erklärte öffentlich: "Wir haben keinen Anlass, an den offiziellen Untersuchungsergebnissen zu zweifeln." Und diese Organisation ist schließlich nicht irgendwer. Die Vereinigung Cockpit wurde 1969 als Berufsverband der Verkehrsflugzeugführer und Flugingenieure in Deutschland gegründet. Sie hat eigene Arbeitsgruppen, die sich unter anderem mit Grundsatzthemen wie der Flugsicherheit befassen.

Als Kapitän Patrick Sondenheimer nach einem WC-Gang wieder ins Cockpit zurück wollte, brachte Andreas Lubitz - wie hier auf diesem Symbolbild aus dem Flugsimulator - den Cockpit Door Switch in die Position "Lock" und verriegelte damit die Cockpittür. Der Kapitän hatte keine Chance mehr ins Cockpit zurück zu gelangen. Auch eine Eingabe des Notfallcodes am Keypad vor der Cockpittür war wirkungslos. Denn sobald der Schalter für die Türverriegelung im Cockpit aktiv auf "LOCK" gestellt wird, ist das Tastenfeld gesperrt. Deshalb versuchte der Kapitän, mittels Intercom Kontakt mit Lubitz aufzunehmen, doch dieser ignorierte die Anrufversuche und steuerte den Airbus gegen den Berg. - Foto: www.der-rasende-reporter.info

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung weiß ich daher ganz genau, wie die versuchte Beeinflussung/Manipulation von Menschen in Richtung Verschwörungstheorien abläuft. Man darf nicht vergessen, dass das eine technisch hochkomplexe Angelegenheit ist, von der die meisten Hinterbliebenen nicht wirklich etwas verstehen, außerdem sind sie von ihrer Trauer geprägt und - je nach mentaler Verfassung - vielleicht deshalb im Einzelfall besonders "anfällig" für Personen, die eine andere Erklärung für ein Geschehen anbieten, das der Geist rational betrachtet einfach nicht erfassen kann und will. Das Wesen von Verschwörungstheorien ist ja, dass sie vermeintlich einfache Erklärungen für das Unfassbare anbieten. Das kennen wir auch aus anderen Bereichen des Lebens, unter anderem aus der Zeit der Corona-Pandemie.

Mit ist aber ebenfalls bewusst, dass das ein ziemlich überschaubarer Personenkreis sein dürfte, der hinter dieser Agitation steckt. Was hat das mit der Sky-Doku zu tun? Pressefreiheit ist gut und wichtig, bedingt gleichzeitig aber auch eine große Verantwortung, nämlich, dass man Dinge nach journalistischen Kriterien aufbereitet und als Medienschaffender bei völlig unplausiblen Theorien auch mal auf die Bremse steigt und sagt: "Liebe Frau Kollegin, lieber Herr Kollege! Wir akzeptieren und respektieren Ihre Meinung, aber nein, so etwas bringen wir nicht, da ist kein Faktenfundament vorhanden, das diese Theorie ausreichend stützt." 

Das habe ich persönlich übrigens schon mehrfach getan, als ich von diversen Personen mit dem Absicht, mich von wilden Spekulationen betreffend Germanwings 9525 zu überzeugen, kontaktiert wurde - und davor bei anderen Themen ebenfalls. Ich frage mich deshalb, ob man dieser enormen Verantwortung damit gerecht wird, wenn man unbewiesenen und wohl auch absolut unbeweisbaren Spekulationen Raum bietet und so etwas in das Gewand des "Investigativjournalismus" kleidet. Ebenso könnte man nämlich auch die Frage aufwerfen, ob die Erde nicht vielleicht doch eine Scheibe sei. Ob AIDS wirklich existiert. Ob die Sonne jeden Tag auf- und untergeht. Ob Tollwut tatsächlich eine so gut wie immer tödlich verlaufende Infektion ist. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? So etwas würde natürlich niemand bei klarem Verstand ernst nehmen und folglich würde es erst gar nicht produziert, geschweige denn gesendet, werden. Mir ist auch bekannt, dass einer der Protagonisten (der Name liegt mir vor, wird aus medienrechtlichen Gründen allerdings nicht genannt) hinter dem Sky-Beitrag zuvor bei mindestens einem anderen großen TV-Sender "angeklopft" hat und ihm seine Story "verkaufen" wollte. Doch dort lehnte man angesichts der vorgelegten "Theorien" und "Beweise" nach deren Prüfung eine Umsetzung des Projektes dankend ab. Man wird schon gewusst haben, warum. Brancheinternen Gerüchten zufolge soll es dieser Protagonist noch bei mindestens einem weiteren Fernsehsender probiert haben und dort ebenfalls abgeblitzt sein. Warum wohl?

Angehörige der Lubitz-Opfer kritisierten die Sky-Doku mir gegenüber schon im Vorfeld. Einer sagte beispielsweise: "Ich befürchte, dass der Sky-Beitrag nur eine Verbreitungsplattform für Verschwörungstheorien sein wird". Ich weiß nicht ob das stimmt, ich habe ihn noch nicht gesehen. ABER: Der Titel des Films, "Was geschah an Bord von Germanwings Flug 9525?", scheint zu zeigen, dass diese Befürchtung einiger Hinterbliebener der 149 Opfer womöglich nicht ganz unbegründet sein dürfte. Denn was an Bord von Flug 9525 geschah, ist längst ohne den geringsten Zweifel geklärt. Allein die Frage zu stellen, lässt eine gewisse Tendenz des Films vermuten. Das ist natürlich das gute Recht von Sky und rein juristisch betrachtet ist daran nichts auszusetzen. Doch muss so etwas wirklich sein, gerade im Hinblick auf die trauernden Angehörigen, der 149 unschuldigen Opfer dieser Tragödie?

Es bleibt zu hoffen, dass Experten wie Andreas Spaeth und Elmar Giemulla in der Dokumentation in ausreichendem Maße als Korrektiv und Stimme der Vernunft gegenüber kruden Theorien zu Wort kommen und somit für jeden Zuseher klar ist, dass der Absturz von Germanwings 9525, wie längst bewiesen, tatsächlich nur auf einen psychisch schwerst kranken Co-Piloten zurückzuführen ist, der 149 unschuldige Menschen bei seinem Selbstmord mit in den Tod nahm - und nicht auf von einigen wenigen Personen behauptete ominöse Computerfehler, einen rein zufällig in diesem Moment bewusstlos gewordenen Co-Piloten und auf ein natürlich, sonst würde die alternative Theorie ja nicht funktionieren, auch rein zufällig in diesem Augenblick defektes Tastaturfeld vor der Cockpittüre, wegen dem der Kapitän nicht zurück ins Cockpit konnte.

Sollte mich der Sky-Film zum Thema Germanwings-Absturz dagegen überzeugen, sollte er seriös gemacht sein und auf den forensisch bewiesenen Fakten fußen, dann werde ich sehr gerne einen positiven Kommentar darüber verfassen und ihn ebenso lobend empfehlen wie die True Crime Doku des ARD. Dazu muss ich ihn allerdings erst einmal gesehen haben, was mir bisher nicht möglich war. Deshalb gibt der Inhalt dieser Punktlandung ausschließlich meinen auf der Presseaussendung, dem veröffentlichten Trailer und meinen eigenen Hintergrundrecherchen basierenden Kenntnisstand wieder, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Text: Patrick Huber

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.