Reportagen

Fotoreportage "Rampagent am Flughafen Salzburg"

Ein Airbus der Germanwings auf der Abstellfläche am Flughafen Salzburg

Ein Airbus der Germanwings auf der Abstellfläche am Flughafen Salzburg

Der buchstäblich „richtig stressige“ Bereich rund ums Fliegen findet immer dann statt, wenn das Flugzeug am Boden steht. Damit alle Prozedere optimal ablaufen können, stehen zahlreiche Rampagents – auch Turnaroundcoordinator genannt – zur Verfügung und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Pro Flugzeug ist ein Rampagent mit den Aufgaben betreut. Austrianwings befasste sich mit diesem Thema eingehend und versuchte, einen Blick hinter die Kulissen am Flughafen zu werfen.

Das Flugzeug ist schon im Anflug

„Die Germanwings ist im Downwind und circelt auf die 34, kommt auf die Parkposition W3“, rauscht es aus dem Funkgerät des diensthabenden Rampagents Florian Stubenböck bei Salzburg Airport Services am Salzburger Flughafen. Lange laufen schon die Vorbereitungen, damit das Flugzeug so rasch und vor allem effizient wie möglich abgefertigt werden kann. Passagiere werden eingecheckt, Gepäck sortiert und vom Ladepersonal des Flughafens auf die Verladewagen gehievt.

Zur Ergänzung: ein Circle-Approach (wie zuvor erwähnt), ist ein Manöver bei dem nach Sicht geflogen wird, um ein Flugzeug – falls Rückenwind im Endanflug herrscht – in eine Landeposition zu bringen, bei der Gegenwind, der zwingend zum Landen eines Flugzeuges erforderlich ist, vorhanden ist. Flugzeuge starten und landen wenn möglich stets gegen den Wind. Ein geringer Rückenwind bei Start und Landung wird oft in Kauf genommen um keinen Umweg zu fliegen. Dies geht aber natürlich nur bis zu einer gewissen und fix definierten Grenze.

Bevor ein Flugzeug am Vorfeld zum Stehen kommt, sind die Vorbereitungsarbeiten am Boden voll im Gange oder bereits abgeschlossen:
* Beladeplan für die Flugzeugcrew erstellt
* Flugdokumente für die Cockpitbesatzung vorbereitet
* PRM Passagiere (Passengers with reduced mobility) werden mit Rollstühlen und medizinischem Personal des Flughafens (Sanität) bei einem speziellen Gate betreut
* Ladung, die besonderes Handling benötigt (Sperrgepäck, lebende Tiere, gefährliche Güter) eingehend überprüft

Anflug auf die Piste 34 in Salzburg - Quelle: Youtube

Mittlerweile ist der Germanwings Airbus gelandet und rollt exakt hinter dem „Follow me“ zu seiner Abstellposition. „Solange das Beacon, ein rotes Drehlicht auf der Unter- und Oberseite des Flugzeugrumpfes leuchtet, ist Vorsicht angesagt und entsprechender Sicherheitsabstand zum Flugzeug einzuhalten“, weiß einer der SAS Rampagents zu berichten.

Bevor die Triebwerke gestartet werden, wird es eingeschaltet um Vorsicht zu signalisieren und dadurch Unfälle zu vermeiden. Erst nachdem das Triebwerk steht, wird auch die rote Leuchte ausgeschaltet. Das Flugzeug ist nun „On-Block“.

Beacon aus, Stiege ran

Vorsichtig wird die Stiege an das Flugzeug angenähert und die Höhe dem Flugzeugtyp entsprechend eingestellt. Im Flugzeug wartet die Kabinencrew auf ein Klopfsignal des Flughafenmitarbeiters, das bestätigt, dass die Außentüre gefahrlos geöffnet werden kann und die Fluggäste das Flugzeug sicher und zügig verlassen können.

Dieses Standardprozedere, dass die Tür stets von innen durch das Kabinenpersonal geöffnet wird, stellt sicher, dass die Sicherheitseinstellung der Kabinentüre so justiert ist, dass sich die Notrutsche nicht lösen kann.

Nachdem die Gangway für die Passagiere gesichert wurde beginnt der Rampagent gemeinsam mit dem Passagierdienst das Aussteigen der Fluggäste zu koordinieren, damit alle den richtigen Weg übers Vorfeld bzw. in den richtigen Bus finden und die Sicherheitsvorschriften am Vorfeld eingehalten werden.

Hauptaufgabe der SAS-Rampagents ist nun der Cockpit- und Kabinencrew helfend zur Seite zu stehen. Dienstleistungen wie Betankung, Anlieferung des Caterings oder Reinigung werden direkt an Bord oder in der Operationszentrale koordiniert und beauftragt. Für das Betanken eines Flugzeuges gelten natürlich besondere Sicherheitsbestimmungen, die es strikt einzuhalten gilt.

So ist dementsprechender Brandschutz sicherzustellen, wenn etwaige Transitpassagiere während des Auftankens an Bord bleiben bzw. generell auf Sicherheitsvorkehrungen rund um das Luftfahrzeug zu sorgen. Für die Einhaltung dieser Vorschriften ist der Flugzeugführer zuständig und verantwortlich.

Ein A319 wird mit 2 Stk. Stiegen versorgt

Ein A319 wird mit 2 Stk. Stiegen versorgt

Der Leistungsanspruch ist von Airline zu Airline sehr unterschiedlich. Der irische Low Coster Ryanair ist hierbei ein ganz „spezieller“ Kunde, denn die Firmenphilosophie von Michael O´Leary ist ganz klar: time is money. Innerhalb von rund 25 Minuten sollte das Flugzeug wieder abflugbereit sein. Ryanair verzichtet auf Dienstleistungen wie Reinigung, Catering und Passagiertreppen, denn die Flugzeugtype B737-800 kann die integrierten Treppen (im Flugzeugrumpf elektronisch ausfahrbare) problemlos zum Ein- und Aussteigen nutzen und Ryanair spart damit Zeit und Geld.

Bei Bedarf greift auch ein Low Coster wie die irische Ryanair auf Catering, Stromaggregat oder Abwasserservice zurück, dies ist jedoch eher der Ausnahmefall. Häufig muss während des Turn Arounds in Salzburg auch noch getankt werden, weil z.B. der Treibstoff hier günstiger ist als auf dem Heimatflughafen. Bei den Low Cost Kunden müssen die Rampagents ihr ganzes Können unter Beweis stellen. Trotz Zeitdruck von meist nur 25 Minuten Bodenzeit erbringen die Angestellten des Flughafens und die Partner wie die Betankungsgesellschaft BP/Shell Höchstleistungen und stellen auch anspruchsvolle Kunden mit einer qualitativen Leistung höchst zufrieden.

Anhand der Anzahl der Abfertigungsfahrzeuge schon klar zu erkennen, dass es kein Lowcoster ist

Anhand der Anzahl der Abfertigungsfahrzeuge schon klar zu erkennen, dass es kein Lowcoster ist

Der Rampagent ist die Schnittstelle

Als Ansprechpartner für Cockpit und Kabinenbesatzung sowie Schnittstelle zwischen Operations, Gate-Personal, Technik und Vorfeldarbeitern überwacht und koordiniert der Rampagent beinahe alle Dienstleistungen, welche an einem Flugzeug während dessen Bodenzeit geleistet werden.

Dazu gehören u.a. die Beladung, die Innenreinigung, das Catering, die Versorgung mit Frischwasser und der Abtransport des Abwassers, sowie die Überwachung des Boardings der Fluggäste. Im Focus des Rampagent liegt eine sichere, pünktliche und qualitative Abfertigung jedes Fluges. Der Rampagent ist die zentrale Schnittstelle auf dem Vorfeld für den reibungslosen Ablauf und der direkte Ansprechpartner der Airline für viele Prozesse und Wünsche.

Die Vorbereitungen für den Abflug beginnen

Aber nun zurück zu unserem A319 der Germanwings. Hier ist eben das gesamte ankommende Passagiergepäck ausgeladen worden. Beinahe gleichzeitig werden alle eingecheckten Koffer bereitgestellt. Bei kleineren Flugzeugen, wie es hier beim A319 der Fall ist, werden Gepäckstücke vorzugsweise lose in die jeweiligen Abteile des Frachtraumes eingeladen. Erst bei Großraumflugzeugen mit größeren Gepäcksmengen ist es wirtschaftlicher, das Gepäck in Aluminiumcontainern zu transportieren (nähere Infos: ULD-Container). Den Anweisungen des Chefs muss unbedingt Folge geleistet werden um den Schwerpunkt des Flugzeuges (und die daraus resultierende Trimmung) im zulässigen Bereich zu halten. Die Aufgabe des Rampagent hierbei ist es, die vorab durchgeführte Berechnung der Ladung am Vorfeld zu überwachen.

Die Gepäcksstücke der Passagiere beim sorgfältigen Verladen

Die Gepäcksstücke der Passagiere beim sorgfältigen Verladen

Auch muss spezielles Gepäck an die dafür vorgesehenen Plätze geladen werden bzw. muss auf die „Zusammenladbarkeit“ der jeweiligen Fracht geachtet werden. So muss beim Transport von lebenden Tieren auf einen beheizten und belüfteten Platz zwingend geachtet werden. Beim Befördern von Gütern, welche den Gefahrengutregeln unterliegen, sind spezielle Vorkehrungen zu treffen und Rechtsvorschriften einzuhalten.

Die Sitzplätze des bald abfliegenden Flugzeuges beginnen sich gemäß vorheriger Planung wieder zu füllen.

Salzburg im Winter

Die teils strengen österreichischen Winter mit Schnee, Eis und sehr kalten Temperaturen sind eine enorme Herausforderung für den Flughafen. Die Abstellfläche und die Piste müssen geräumt, Hangar beheizt und Flugzeuge enteist werden. Um die Sicherheit aller Passagiere und des Fluggerätes zu gewährleisten, muss von den Piloten genau darauf geachtet werden, dass den Temperaturen entsprechend alle Rumpf-, Trageflächen und sensiblen Bereiche ausreichend mit Enteisungsflüssigkeit behandelt werden. Zur besseren Kontrolle ob auch wirklich alle Bereiche von der Flüssigkeit bedeckt wurden ist die Enteisungsflüssigkeit mit einer gelben Signalfarbe versetzt und zeigt dem Operator genau an welche Teilbereiche eventuell noch fehlen.

Volles Vorfeld an den Chartersamstagen im Winter

Volles Vorfeld an den Chartersamstagen im Winter (im Hintergrund der Untersberg) / Foto: Flughafen Salzburg

Für die Piloten steht die Sicherheit an erster Stelle, jedoch kann der Flugzeugführer immer entscheiden in welchem Mischverhältnis er seine Maschine enteist haben will. Auch hier ist der Rampagent die Schnittstelle zwischen Airline und Winterdienst des Flughafens. Einer der winter-erprobten Rampagents, Florian Stubenböck, bringt es für die ganze Mannschaft der S.A.S. auf den Punkt: „Egal wie kalt es ist oder zu welcher Tageszeit die Arbeit auf uns zukommt, das S.A.S. Team ist für alle Fälle gerüstet und steht seinen Mann und seine Frau.

Die größte Belohnung für unser Team ist, wenn wir pünktlich und mit dem gewohnten guten Service wieder eine Maschine mit zufriedenen Passagieren auf den Heimweg oder in den Urlaub schicken können. Die Arbeit unseres Teams ist im Arbeitsprozess ein wichtiger Bestandteil der Flughafenmaschinerie und wie es bei einem guten Motor nötig ist fügt sich auch hier am Flughafen jedes Zahnrädchen ins andere ein. Und jetzt muss ich leider weiter – die Arbeit ruft und der nächste Vogel ist im Anflug“.

Auch in den Nachtstunden findet das stressige Treiben kein Ende

Auch in den Nachtstunden findet das stressige Treiben kein Ende / Foto: Flughafen Salzburg

Florian Stubenböck ist nur einer unter vielen, die begeistert und hoch motiviert im Auftrage des Flughafens die Maschinerie am Laufen halten. Eines ist jedoch klar: Bei diesen Frauen und Männern an vorderster Front merkt man die starke Verwurzelung mit der Luftfahrt und dem Flughafen Salzburg. Zwischen Arbeit und kurzen Pausen steht auch immer die Faszination am Arbeitsplatz Airport im Vordergrund wenn man die Mitarbeiter stolz sagen hört: "Ich arbeite am Salzburg Airport!“

Saftey und Security wird am Salzburger Flughafen gross geschrieben

Bevor unser Airbus 319 der Germanwings seine Triebwerke startet, ziehen sich langsam alle
Gerätschaften der Bodendienste vom Flugzeug zurück, letzte Kontrollen der Mitarbeiter der
Lademannschaft und des Rampagents sollen feststellen, dass alles Gepäck im Frachtraum am dafür vorgesehenen Platz korrekt verladen sowie vorschriftsmäßig für einen reibungslosen Flug gesichert ist. Nach dem Schließen der Laderaumtüren verlassen die letzten Mitarbeiter ihre Stationen und Florian Stubenböck geht nochmals rund um den Flieger, um sich von der ordnungsgemäßen Beendigung aller Arbeiten zu überzeugen. Neben dem Kapitän des Flugzeuges und dem Marschaller ist er einer der letzten, die das Flugzeug vor Verlassen der Parkposition sehen und somit auch eventuell Beschädigungen bzw. Unregelmassigkeiten erkennen können.

Germanwings abgefertigt, der Nächste kann kommen....

Germanwings abgefertigt, der Nächste kann kommen....

“Ein besonderes Augenmerk gilt es hier auf die Möglichkeit der Beschädigung durch Fremdkörper zu haben”, berichtet der gebürtige Tiroler, den ein Kindheitstraum und die Leidenschaft für die Fliegerei nach Salzburg gezogen haben. Foreign Object Damage (FOD) ist beispielsweise jenes Problem das entsteht, wenn Flugzeugtriebwerke gestartet werden und herumliegende Teile (auch wenn sie noch so klein erscheinen mögen) dadurch angesaugt werden. Dies kann zur Folge haben, dass das Flugzeug schwer beschädigt werden kann bzw. durch den sogenannten Jet-Blast beschleunigte Fremdkörper sowie lose herumliegende Teile zu gefährlichen Geschossen für Mensch und Material am Vorfeld werden. Dies gilt es absolut zu vermeiden und ein „Walk-around“ kann hierbei einfach und wirksam etwaige Probleme von vornherein vermeiden.

Guten Flug nach Köln!

Wenn alles in Ordnung ist und Kontakt zwischen dem Cockpit und dem zuständigen Bodenpersonal vor dem Flieger besteht können nach Genehmigung durch den Kontrollturm die Triebwerke wieder gestartet werden.

Guten Flug nach Köln!

Nach Beendigung der Abfertigung ist auch die Arbeit des Rampagents für dieses Flugzeug vorbei. Die Planung „hinter den Kulissen“ hat im Operations Center für die nächsten Flieger schon langst begonnen und wahrend sich der Germanwings A319 auf den Weg Richtung Startbahn macht füllt sich die benachbarte Parkposition gerade mit einem weiteren Kunden … und auch der nächste Airliner ist bereits im Anflug auf den Salzburg Airport …

Departure in Salzburg - Quelle: Youtube

Epilog

Vielen Dank an die zuständige Stelle des Flughafens Salzburg für das Zustandekommen des Berichts sowie die Möglichkeit bei der Abfertigung eines Flugzeuges hautnah dabei sein zu können.

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Links:

Flughafen Salzburg

Text: Gerhard Klammerberger
Fotos: Gerhard Klammerberger, Flughafen Salzburg